So geht Mountainbiken im Minusbereich | Ride MTB

So geht Mountainbiken im Minusbereich

Nach dem Novemberhoch sind jetzt die Temperaturen im Keller. Nicht im Keller ist das Bike, vielmehr ist es unvermindert im Einsatz – Kälte, Schnee und Dunkelheit zum Trotz. Hier kommen die Tipps, wie das Mountainbike auch unter Null im Schuss ist.

Der Supergau: Salz

Salz ist ein aggressiver Zeitgenosse, und deshalb heisst es nach winterlichen Ausritten: runter mit der Salz- und Schneelauge. Denn selbst hochwertigste Komponenten kommen beim Salz an den Anschlag. Auch die schönsten Eagle- oder XTR-Ketten schauen früher oder später hundlausig aus, wenn dem Salz freien Lauf gelassen wird. Und so gehts: Spüle nach einem salzigen Ritt Hahnen- respektive Süsswasser aus der Giesskanne oder der Pet-Flasche über Rahmen, Räder, Bremsen und Antrieb. Empfehlenswert ist dieses Prozedere jedoch nur, wenn im Anschluss die Möglichkeit besteht, das Fahrrad in einen trockenen, warmen Raum zu stellen. Das Wasser sollte nach der Reinigung verdunsten können. Geschieht das nicht, können die Kabel der Schaltung und oder sonstige Kabel mit Aushüllen wie der Dropper-Post-Remote einfrieren. Das mit dem warmen Raum ist aber ein kleines Dilemma: Schiebt man das Velo von klirrender Kälte in einen Wohnzimmer-warmen Raum, kann sich Kondenswasser bilden. Will heissen: stinknormale Velokeller-Temperaturen sind tiptop.

Ausblasen und schmieren

Die Schaltzüge, die in Aussenhüllen laufen, haben bei Minusgraden ein Problem. In den Aussenhüllen sammelt sich gerne Wasser oder Kondenswasser – und das gefriert logischerweise bei Unternull. Und das Kabel macht keinen Wank mehr. Dieses Hausmittel hat sich bewährt: Das Kabel aus der Hülle ziehen, die Hülle mit Druckluft ausblasen und ein Schmiermittel à la Brunox in die Hülle sprühen. Das hilft zuverlässig, weil alles Wasser verdrängt wird und nix mehr einfrieren kann.

E-Mountainbike: Ab ins Warme

Akkus mögens nicht gerne kalt. Steht ein E-Bike dauerhaft über Wochen oder Monate draussen bei Temperaturen um den Gefrierpunkt, nagt der Frost an der Batteriekapazität. E-Bike-Batterien haben am liebsten zwischen 10 bis 20 Grad. Also das Velo selbst, oder zumindest den Akku in diesen Temperaturbereich bewegen, wenn das Bike nicht im Einsatz ist. Der Akku wird es mit einer längeren Lebensdauer und höherer Kapazität danken.

Und wenn das E-Mountainbike vor der Fahrt doch im Kühlen stand: Langsam anfahren respektive eine tiefe Unterstützungsstufe wählen bis der Batteriekern nach ein paar Minuten über Null Grad hat und belastet werden kann. Ein weiterer Tipp: Eine stark abgekühlte Batterie nicht sofort aufladen. Diese erst auf 10 bis 20 Grad aufwärmen lassen und dann an den Strom anstöpseln. Werden tiefgekühlte Akkuzellen starken Ladeströmen ausgesetzt, können an den Zellen Schäden auftreten.

Die Federung

Dichtungen ziehen sich bei Kälte zusammen und die Öle in der Dämpfung und Schmierung agieren zäher. Daher reagiert die Suspension-Technik an Dämpfer und Forke träger. Man kann es mit einem tieferen Luftdruck versuchen, um ein besseres Ansprechen zu erhalten. Wer oft bei Minusgraden unterwegs ist, kann sich Gabel oder Dämpfer mit einem Winteröl tunen lassen.

Wenig Druck

Wer auf Schnee und Eis unterwegs ist, sollte Luft ablassen. Ein hart gepumpter Reifen mag sich schnell auf normaler Strasse gut anfühlen, doch bei Winterpisten ist der Grip und Traktion mit wenig Druck am besten. In Zeiten von Fat- und Plusbikes ist für ordentlich Grip aufgrund der Breite der Walzen und den empfohlenen Drücken schon gesorgt. Und wer andere Reifenbreiten auf Winter nachrüsten will, findet bei Spike-Reifenherstellern wie Schwalbe, Nokian oder Continental das Rüstzeug fürs Kalte.

Das Veloschloss

Das Veloschloss kann gerne mal einfrieren bei eisigen Temperaturen. Ein pragmatischer Tipp für dieses Problem: Bleibt die Schlossöffnung nach unten ausgerichtet, kann auch kein Wasser eindringen, das gefriert. Sonst: Einfach mit dem Feuerzeug am Schloss rumbruzzeln, bis der Schlüssel reingeht. Oder den Schlüssel etwas anwärmen vor dem Einstecken. Türschloss-Enteiser geht natürlich auch. Oder ein Spritzer Schmiermittel hilft präventiv auch vor dem Einfrieren.

Und sonst?

Wer sein Bike draussen stehen lässt, tut gut daran, in einen mittelschweren Gang zu schalten vor dem Abstellen des Rads. Denn wenn die Schaltung einfriert und den Dienst quittiert, ist ein zu leichter oder zu schwerer Gang noch nerviger als die eingefrorene Schaltung an sich schon…


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