Sind die E-Mountainbikes ein Werk des Teufels? | Ride MTB

Sind die E-Mountainbikes ein Werk des Teufels?

Sie sind die Blickfänger in so manchem Bikeshop: Ein Endurobike ausgestattet einem 850 Watt starken Elektromotor. Ein Fatbike aufgemotzt mit einem Boschantrieb. Ein motorisiertes Carbonhardtail mit Rennambitionen. Doch die E-Mountainbikes stehen arg in der Kritik. Zu unrecht?

Es gibt mittlerweile kaum einen Hersteller, der keinen motorisierten Zweirad-Offroader im Angebot hat. Sie erhoffen sich einen ähnlichen Siegeszug, wie ihn der Elektromotor bei den Alltagsrädern hingelegt hat. KOmmt mit ihnen nun nach den Achziger- und Neunzigerjahre die zweite Boom-Phase des Mountainbikes? Die grossen Marken hoffen drauf und sind sich in ihren Markperspektiven ziemlich einig.

Weniger Euphorie ob den kräftigen Bikes kommt von den Radfahrern selbst. Nichts polarisierte in der Geschichte des Mountainbikesports mehr als die Integration des Elektromotors. Publiziert eines der Fachmagazine nur schon ein Bild eines solchen Gefährts, kommt sofort ein gewaltiger «Shitstorm» auf. Von «Möchtegernradler aus der Steckdose» ist dann die Rede. Diese betrieben «Hochverrat an unserem Sport». Mountainbikes mit Elektromotoren sind für viele laut- und schreibstarke Leser ein Werk des Teufels.

Es gibt aber auch eine andere Seite. Die motorisierten Mountainbikes sind eine riesige Chancen für den Tourismus. Dank der Antriebsunterstützung erleben übergewichtige Sportmuffel jene Glücksgefühle, die wir sportlichen Mountainbiker seit langem kennen. Und ein bejahrter Mountainbiker, der altersbedingt nur noch kurze Ausfahrten unternehmen kann, nimmt plötzlich wieder seine Touren von früher in Angriff. Und die stets schwächere Partnerin kann dank dem Motor erstmals mit ihrem Ehemann gemeinsam auf Mountainbike-Ausfahrten. Was ist denn bloss falsch daran?

Viele Mountainbiker haben Angst davor, dass sich die motorisierten Artgenossen auf «ihre» Singletrails wagen. Die hätten da nichts zu suchen, wird proklamiert. Das Gelände sei für sie viel zu gefährlich, und sie seien auch eine Gefahr für die anderen Wegbenutzer. Wer erinnert sich an die Anfangsjahre unserer Sportart? Damals wurden die Mountainbiker von den Wanderern und den Bauern mit exakt diesen Worten ins Pfefferland gewünscht. Nun bedienen wir uns der gleichen Argumente, gegen die wir uns zwei Jahrzehnte lang gewehrt haben. Vielleicht würde ein bisschen mehr Toleranz zu einem friedlicheren Miteinander führen. Jetzt müssen wir jenes Verhalten an den Tag legen, das wir seit Jahren uns gegenüber einfordern.