Short Track – nur ein Furz der UCI oder ein Format mit Zukunftschancen? | Ride MTB

Short Track – nur ein Furz der UCI oder ein Format mit Zukunftschancen?

Marathon, 4x, Eliminator und jetzt Short Track? Trotz grosser Skepsis zu Beginn, die Short-Track-Premiere anlässlich des Weltcups in Albstadt überraschte mich positiv. Bringt der Radweltverband nun damit einen Mehrwert in den Sport oder ist es wieder nur ein kurzgäriger Furz aus Aigle?

Im Gegensatz zu den genannten Rennformate, die von der UCI des Weltcup-Status enthoben wurden und seither ein kümmerliches Dasein fristen, hat die Disziplin Short Track einen etwas anderen Status. Der wichtigste Unterschied: Es ist keine einzelne Disziplin in der sich wieder ein Spezialistentum entwickeln kann, die weltbesten Cross-Country-Fahrer aber doch nicht mitmachen. Short Track ist für je 40 Fahrer und Fahrerinnen ein Muss.
 
Diese 40 Athleten setzen sich wie folgt zusammen: Die ersten 16 des Weltcup-Gesamtklassements und die besten 24 aus der Weltrangliste die nicht unter den ersten 16 sind. Das Short-Track-Rennen ist entscheidend für die Startaufstellung für das Hauptrennen am Sonntag. So reihen sich die schnellsten 16 wiederum in den ersten zwei Startreihen auf, die weiteren werden nach UCI-Weltrangliste aufgestellt. Dadurch wird verhindert, dass Spitzenfahrer bei einem Defekt – wie im Fall von Nino Schurter – auf Platz 40 ins Rennen gehen müssen.
 
Jedoch: Short Track ist genaugenommen nichts Neues. Im Jahr 2004 wurden im Swiss Cup jeweils am Vorabend des Hauptrennens die ersten Short Races abgehalten. Kurz, schmerzhaft und mit Einfluss auf die Startreihenfolge im Hauptrennen. Wegen mangelnder Attraktivität wurden die Rennen dann aber eingestellt. So, und jetzt kommt die UCI und kocht die eingefrorene Disziplin neu auf? Meine erste Meinung dazu war, das dies ein sehr einfallsloser Versuch der UCI ist, mit Fleiss und Gewalt den Sport neu zu erfinden.
 

25 Minuten Spannung

Genug erklärt und geschnödet: Bis nach der ersten Runde des Short Race der Frauen nahm ich die Geschichte noch nicht wirklich ernst, doch dann wurde es Spannend. Es wurde um Positionen gekämpft, es wurden Ausreissversuche gestartet und hinter der Hauptgruppe mit oder ohne Erfolg um den Anschluss gekämpft. Was ich nicht erwartet hätte, am Ende kam es zu einem richtigen Massensprint, wie man es vom Strassenradsport her kennt. Auch bei den Männern ist das Rennen höchst spannend, nur mit anderem Ausgang. Mathieu Van der Poel fährt quasi ein Radquer-Weltcup, versucht die Gruppen zu sprengen und am Ende fährt er dabei solo raus und gewinnt die Premiere. Zwei packende Rennen und das Beste – das der Frauen war kein Prozent weniger spannend als bei den Männern – geil! Für ein erstes Mal war das überraschend gut. So könnte der «kurzgärige Furz» der UCI eine spannende Addition zu den Weltcup-Hauptrennen werden, die dem Sport einen Mehrwert bringt.
 

«Zu früh für eine abschliessende Beurteilung»

Meine Sicht, deine Sicht: Ich bin schon lange nicht mehr Rennfahrer, die Short-Races hatte ich damals gehasst und jetzt tendiere ich euphorisch zu werden. Abschliessend habe ich mich deshalb kurz nach den Rennen bei Linda Indergand und Mathias Flückiger nach ihrer Meinung erkundigt.
 
Linda Indergand: «Ich finde es eine gute und spannende Sache. Es hat alles dabei: Es ist sehr schnell, dann wieder kurz technisch, sehr taktisch, man muss immer um Positionen kämpfen, und so war es spannend bis zum Schluss. Es ist aber wohl noch zu früh, abschliessend darüber zu urteilen, ob Short Track Zukunft hat oder nicht. Das weist sich dann im Laufe der Saison. Stand jetzt, Short Track ist für die Zuschauer wie auch für uns Fahrer spannend. Es ist auch gut, dass wir hier an den Start müssen, so gibt es nicht wieder ein Spezialistentum wie im Eliminator.»
 
Mathias Flückiger: «Short Track ist sicherlich nicht eine Sprint-Disziplin wie einige das vielleicht erwartet haben. Wenn auch nur 25 Minuten lang, ist diese Art Rennen eine Ausdauerdisziplin. Das kam auch mir am Ende entgegen. Was mir hier jedoch missfallen ist, es wurde dermassen aggressiv gefahren – die einen Fahrer kannten nichts. Und das Erschreckende daran, es waren noch die, mit denen man sonst ein Bier trinken würde. Rennen hin oder her, aber der Respekt sollte deswegen nicht verloren gehen! Ob das Format Zukunft hat, ist schwierig zu sagen, aber mir hat es sonst gepasst, und es war für die Zuschauer sicherlich sehr spannend. Dennoch sollte Cross Country immer im Vordergrund stehen und Short Track ein Side-Event bleiben, der attraktiv für Zuschauer, TV und Sponsoren ist.
 


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