Schurter gewinnt seinen 31. Cross-Country-Weltcup | Ride MTB

Schurter gewinnt seinen 31. Cross-Country-Weltcup

Nach Schwierigkeiten zu Beginn, findet Schurter wieder ins Rennen und liefert sich am Ende einen harten Zweikampf mit Mathias Flückiger. Schurter hat das bessere Ende und rückt so einen Sieg näher an Julien Absalons Rekord von 33 Weltcup-Siegen. Dritter wird Henrique Avancini.
Filippo Colombo fährt im U23-Rennen auf Platz drei.

Zu Beginn sieht es überhaupt nicht danach aus, als ob Schurter oder Flückiger am Ende um den Sieg kämpfen würden. Flückiger wird beim Start in die Bande gedrängt und liegt erst mal nur etwa an 30. Position. Schurter erleidet in Runde eins einen Sturz und ist nach einer halben Runde deshalb nur Zwölfter.

Vorne ist es erst Henrique Avancini, der für Tempo sorgt, dann übernimmt Ondrej Cink. Der Tscheche, der im Bikepark Vallnord schon zweimal Weltcup-Zweiter war und im Jahr 2015 auch WM-Dritter, greift an und reisst eine Lücke, die auf über 20 Sekunden wächst.
Doch in Runde fünf von sieben wird er plötzlich langsamer, wird eingeholt und stoppt dann auch an der Verpflegungszone. Er fasst sich ans Herz. Die Erklärung kommt später: Cink hat sich eine halbe Runde zuvor sehr kaltes Wasser über den Kopf geleert. Das scheint sein Kreislauf nicht verkraftet zu haben. Er registriert ein Herzfrequenz von 230 und verlangsamt. Nachdem eine Minute steht, ist der Puls wieder auf 160 und er fährt weiter. Er fährt sogar eine schnellste Rundenzeit, es reicht aber nur noch für Rang zehn.

Nach diesem dramatischen Zwischenfall liegt das Verfolgertrio mit Nino Schurter, Mathias Flückiger und Henrique Avancini plötzlich vorne und kämpft um den Sieg, nachdem Vorjahres-Sieger Gerhard Kerschbaumer den Anschuss verloren hat.
Es gibt wiederholt Tempoverschärfungen, doch die Entscheidung fällt erst in der Schlussrunde.
Am ersten Anstieg beschleunigt Nino Schurter. Während Avancini einige Sekunden verliert, bleibt Mathias Flückiger am Hinterrad. Auch im zweiten Anstieg kann er den Angriff Schurters parieren und übernimmt selbst die Spitze.

So geht es in den längsten und steilsten Anstieg hinein. Schurter versucht vorbei zu gehen, Flückiger pariert und bleibt in Führung. Die behält er auch in den folgenden technischen Passagen.
Einmal bleibt Schurter kurz hängen, doch Flückiger bemerkt das nicht und kann kein Kapital schlagen.
«Das wäre vielleicht die Chance gewesen», sagt er später. So ist der Weltmeister wieder an seinem Hinterrad, während Flückiger vorne die Arbeit macht. «Da habe ich mich taktisch vielleicht nicht optimal verhalten, aber ich wollte nicht, dass Avancini noch mal ran kommt», erklärt Flückiger.

Der Brasilianer kommt tatsächlich bis auf wenige Meter heran, muss dann allerdings kapitulieren als Schurter vielleicht 300 Meter vor dem Ziel auf dem Weg durch die Verpflegungszone angreift. Flückiger hat nicht mehr genügend Widerstandskraft.
«Ich denke, das war eines der härtesten Rennen, die ich je gefahren bin», meint Nino Schurter. «Der Sturz am Anfang hat mich in die Defensive gebracht, ich musste wieder in Rhythmus kommen. Das war ein ziemliches Leiden.»
Flückiger sei sehr offensiv gewesen und er habe dann gedacht, jetzt müsse er auch mal probieren. «Mathias habe ich nicht weg bekommen und so habe ich es auf den Sprint ankommen lassen, das hat funktioniert. Jetzt geht es darum sich in fünf Tagen gut zu erholen.»
 

Flückiger ist ein wenig hin und her gerissen in seiner Bewertung.

«Wenn ich in der Gesamtwertung vorne bleiben will, geht es um jeden Punkt. Ich war auf einmal Top zehn, dann Top fünf und dann ging es um den Sieg», erklärte Flückiger. «Wenn ich das ganze Rennen anschaue, bin ich zufrieden. Wenn ich die letzten paar Runden anschaue, dann hätte ich gewinnen können.»

Florian Vogel hat in der ersten Runde Pech, weil er Luft aus dem Vorderrad verliert. Er entscheidet sich erst mal weiter zu fahren, um nicht zu viele Positionen zu verlieren. «Ich musste in den Abfahrten sehr vorsichtig sein», erklärt Vogel. «Aber ich habe mich dann entschlossen, das durchzuziehen und ich denke, das war die richtige Entscheidung. Ohne das Problem hätte es sicher zu einem Top-Ten-Ergebnis gereicht, aber das gehört in unserem Sport dazu», erklärt Vogel, der mit 1:46 Minuten Rückstand 13. wird.

Auch Thomas Litscher hat einen Defekt (hinten), den er aber beheben lässt und deshalb auch die Top-Ten aus den Augen verliert. Er wird 17. (+2:12).
 

Filippo Colombo erneut auf U23-Podest

 
Der Schweizer U23-Meister Filippo Colombo ist beim Weltcup im Bikepark Vallnord, Andorra, mit Rang drei zum dritten Mal in dieser Saison auf dem Podest gelandet. Colombo belegt mit 1:32 Minuten Differenz auf Vlad Dascalu Rang drei. Der Rumäne baut seine Führung in der Gesamtwertung damit aus. Joel Roth landet auf Position neun (+2:54).
 
Filippo Colombo ist Teil einer vierköpfigen Spitzengruppe, die in der vierten Runde mit dem Kanadier Sean Fincham den ersten Fahrer verliert. In der vorletzten Runde greift der Spanier Jofre Cullell an, nur der Rumäne Dascalu kann folgen, während Colombo den Anschluss verliert.
«Als die Attacke kam, hatte ich keine Beine. Mehr war heute nicht möglich, die anderen waren stärker. Deshalb bin ich zufrieden», erklärt Colombo.
Er muss bis zum Schluss kämpfen, damit Fincham ihm den dritten Rang nicht streitig macht. Doch der BMC-Fahrer kämpft und verdient sich das Podest.
 
Joel Roth hat das Pech, dass vor ihm Colombo das grüne Startsignal auf der Ampel etwas verzögert erfasst. So verliert Roth gleich Positionen, liegt etwa an 20. Stelle, als er dann noch in Runde eins in einer Wiesenabfahrt stürzt.
«Schade, die Beine waren heute gut, vielleicht sogar für die Top Fünf», bedauert Roth.
 
Er verliert nicht den Mut und kämpft sich immer weiter nach vorne. Am Ende ist es mit Rang neun doch noch ein Top-Ten-Resultat.
Im Kampf um den Sieg setzt Dascalu zu Beginn der Schlussrunde am ersten Anstieg die entscheidende Attacke und hängt Jofre Cullell ab. Der Rumäne baut seinen Vorsprung sehr schnell aus und siegt am Ende souverän, 45 Sekunden vor Cullell.

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