Schurter egalisiert Weltcup-Rekord – McConnell holt ersten Sieg | Ride MTB

Schurter egalisiert Weltcup-Rekord – McConnell holt ersten Sieg

Rebecca McConnell sorgt mit ihrem ersten Weltcup-Sieg für die perfekte Story in Petropolis und Nino Schurter schreibt sie mit seinem 33. Weltcup-Sieg weiter. Zuvor gewann Pauline Ferrand-Prevot den Short-Track-Weltcup, startet im Cross Country aber nicht. Beim Short-Track der Männer muss sich Thomas Litscher knapp von Alan Haterly geschlagen geben.

McConnell fährt dank grossem Kampfgeist zum ersten Weltcup-Sieg

Es scheint vom Start weg ein langweiliges Rennen zu werden. Loana Lecomte (FRA) fährt kurz danach ihren Konkurrentinnen davon. Doch die Französin fährt nur langsam Abstand heraus. Knapp 20 Sekunden sind es vor Ende der dritten Runde. Die bis dahin in der Verfolgung liegende Rebecca McConnell (AUS) wird von Anne Tersptra (NED) eingeholt und schafft mit der Holländerin sogar den Anschluss an Lecomte. Letztere büsst unter anderem wegen eines Fahrfehlers im Rock Garden Zeit ein.

Die Dreierspitze bleibt aber nicht lange bestehen, denn Terpstra macht sich bald allein auf und vergrössert ihren Vorsprung zusehends. Und während McConnell zeitweise zu platzen schien, hält die Australierin nun gemeinsam mit Lecomte den Rückstand im Elfsekundenbereich. Gegen Ende der vorletzten Runde kommt es plötzlich zu kuriosen Szenen. Zwei überrundete Fahrerinnen, die nach der 80-Prozentregel eigentlich nicht mehr im Rennen sein dürften, gewähren Terpstra nicht freie Fahrt. Die kurzeitige Behinderung kostet die Holländerin einige Sekunden und wohl auch etwas an Konzentration.

Das hat Folgen, denn nach einem Fahrfehler Terpstras im Aufstieg, holt jetzt auch Rebecca McConnell auf und übernimmt kurz darauf die Führung, während Lecomte nicht mithalten kann. Auch wenn sich die Holländerin und die Französin nicht geschlagen geben, vergrössert die Australierin ihren Vorsprung und gewinnt erstmals ein Weltcup-Rennen. Das, nachdem sie während vielen Jahren immer wieder vorne mitgefahren ist, aber nie zum perfekten Abschluss kam. «Ich weiss nicht was ich sagen soll – es ist verrückt. Ich fuhr die kurze Abfahrt zur Ziellinie und dachte nur, was zu Teufel passiert hier», kommentiert McConnell noch ungläubig ihren Sieg. «In all den Jahren war ich eigentlich stets gut vorbereitet und ziemlich konstant, was aber nie heisst, dass es auch zum gewinnen reicht. Es ist umso schöner, dass es jetzt aufgegangen ist. Ich geniesse es jetzt einfach und schaue noch gar nicht auf die weitere Saison.»

Hinter Terpstra und Lecomte komplettieren die Tirolerinnen Laura Stigger und Mona Mitterwallner das Podium. Eine Überraschung zeigt auch Caroline Bohe. In ihrem ersten Elite-Weltcup fährt die Dänin sogleich auf Rang sechs. Linda Indergand lange auf Podiumskurs, büsst etwas ein aber fährt dann den starken siebten Rang, unmittelbar vor Alessandra Keller, die nach einem schlechten Start beeindruckend aufholt. Kate Courtney schafft mit Rang neun den Sprung zurück in die Top-10, die von der Holländerin Anne Tauber abgeschlossen werden.

Im Cross-Country-Rennen fehlen einige bekannte Namen. Krankheitsbedingt müssen Evie Richards und Jolanda Neff auf den Start verzichten, Pauline Ferrand Prevot gibt das Rennen aus denselben Gründen auf.

Resultate XCO Frauen

33. Weltcup-Sieg auf letztem Meter

Trotz einem sehr hohen Tempo zieht sich das Feld Männer kaum in die Länge. Mit Ondrej Cink am Drücker kehren nach einer Runde praktisch alle Favoriten geschlossen zurück. Doch in der zweiten Runde beginnt sich die Spreu vom Weizen zu trennen und Nino Schurter beginnt nun an der Spitze mitzumischen. Derweil crasht Mathias Flückiger und verliert den Anschluss. Er bildet in Runde vier mit Colombo und Braidot die Verfolgergruppe.

Vorne ist es Short-Track-Sieger Alan Hatherly, der das Zepter übernimmt und versucht, Schurter und Co. in Bedrängnis zu bringen. Unter dem Tempodiktat des Südafrikaners schrumpft die Spitzengruppe auf fünf, in Runde vier auf drei Fahrer, Maxime Marotte (FRA), Nino Schurter und Vlad Dascalu (ROM). Hatherly bricht ein und auch Lokalheld Henrique Avancini verliert den Kontakt. Eineinhalb Runden später haben die drei Führenden ihren Vorsprung ausgebaut, der junge Rumäne an der Spitze. Dahinter hat sich der Schweizer Filippo Colombo an Avancini herangerobbt und liegt zwei Runden vor Schluss nun an Position vier, bekommt aber bald schon Gesellschaft von Sebastian Fini-Carstensen (DEN) und dem Belgier Pierre De Froidmont.

Das führende Trio fährt derweil in die letzte Runde und scheint noch ruhig zu bleiben. Doch dann greift Nino Schurter an und versucht seine Kontrahenten abzuschütteln, kommt aber nicht weg. Der Sprint ist im letzten Anstieg lanciert, jetzt aber zieht Marotte vor der kurzen Abfahrt zum Ziel vorbei, während Dascalu nicht mehr mithalten kann. Schurter nutzt Schwung und Windschatteen und schnappt Marotte noch den Sieg weg. Damit egalisiert der amtierende Weltmeister den Weltcup-Rekord von Julien Absalon.
«Es brauchte mich drei Jahre, um den 33. Weltcupsieg zu realisieren, und das vor diesem grandiosen Publikum. Als Maxime an mir vorbeizog, dachte ich nur kurz, es wäre verloren, doch ich gab nicht auf», sagt ein von Emotionen geschüttelter Schurter.

In Maxime Marottes Worte schwingen Freude und Enttäuschung gleichermassen mit: «Ich war nun ein paar Jahre nicht auf dem Podest und es fühlt sich gut wieder zurückzusein. Jetzt war ich aber so knapp vor dem Sieg wie noch nie und habe es knapp nicht geschafft – mir fehlen etwas die Worte aber auch das gehört zum Rennenfahren.»

Sebastian Fini-Carstensen fährt mit Platz vier sein bestes Weltcup-Resultat ein, und so auch Filippo Colombo, der sich den letzten verbleibenden Podiumsplatz sichert. Thomas Litscher, der zu Beginn noch vorne mitmischte, fängt sich nach seinem Einbruch wieder, holt wieder auf und beendet das Rennen auf Platz acht. Mathias Flückiger kämpft sich auf Rang 14. Ins Ziel.

Resultate XCO Männer

Baumann Zweiter hinter Weltmeister

Im Rennen der U23 macht sich der amtierende Weltmeister Martin Vidaurre-Kossman bereits nach der Startrunde auf und davon. Allerdings dürfen ihm keine Fehler passieren, denn der Schweizer Janis Baumann liegt in Schlagdistanz dahinter. Der führende Chilene kann aber seinen Vorsprung wieder etwas ausbauen und gewinnt nach fünf Runden das Rennen. Baumann fährt den zweiten Platz vor dem Ukrainer Oleksandr Hudyma ins Trockene. Der Schweizer Luca Walter überrascht mit Rang sechs, vor seinen Landsmännern Luca Schätti und Dario Lillo auf den Plätzen sieben und acht.

Resultate XCO U23 Männer

Bei den U23-Frauen siegt die Französin Line Burquier vor den beiden Italienerinnen Sara Cortinovis und Giada Specia.

Resultate XCO U23 Frauen
 

Mit Rennradtaktik zum Sieg

Das Rennen der Frauen bleibt ruhig, bis in der Rennmitte Sina Frei eine Vorentscheidung sucht. Sie findet sie aber nicht und wird am Ende Elfte. Davor und auch danach scheint Weltcup-Titelverteidigerin Loana Lecomte (FRA) das Rennen zu kontrollieren.

Dann aber ist es Rebecca McConnel die angreift. Knapp zwei Runden durchziehen ist möglich, doch Evie Richards schliesst auf und zieht an der Australierin vorbei. Im letzten entscheidenden Aufstieg kommt nun Ferrand-Prevot (FRA) aus dem Hinterhalt und bringt einen knappen Vorsprung kontrolliert ins Ziel. Zweite wird Laura Stigger (AUT), Richards wird Dritte. Alessandra Keller beendet den Short Track auf Platz acht.

«Ich hätte nicht erwartet, dass es nach dem Cape Epic so gut läuft», sagt die Französin, auch wenn ihr Start nicht ideal verlief: «Ich fiel aus dem Pedal und musste zuerst aufholen. Glücklicherweise konnte ich mich von diesem Effort erholen und im entscheidenden Moment angreifen. Dabei ist mir das taktische Gespür von der Strasse zugutegekommen.»

Resultate XCC Frauen

Füsse still halten bis zum Schluss

Das Short-Track-Rennen der Männer wird zu Beginn vom brasilianischen Nationalheld Henrique Avancini bestimmt. Er meldet seine Ambitionen früh an, ohne zu überziehen. Bei Rennhälfte ist es Mathias Flückiger, der das Tempo nochmals erhöht, ohne aber wirklich zu attackieren. Dann bleibt das Feld wieder kompakt aber mit stetigen Führungswechseln.

Die erste ernstzunehmende Attacke führt Nino Schurter aus, pünktlich auf die letzte Runde. Doch seine Kontrahenten lassen ihn nicht ziehen, und es ist Avancini, der sein Glück versucht. Allerdings macht ihm Thomas Litscher einen Strich durch die Rechnung, zieht vorbei und setzt sich kurz vor Schluss etwas ab. Allerdings zu knapp, denn Avancinis Team-Kollege Alan Hatherly, der sich in der Spitzgruppe zuvor gut versteckte, nutzt das Sprinterloch, um Schwung aufzubauen und den Schweizer noch vor der Ziellinie abzufangen. «Unglaublich» ist das Wort, das der Südafrikaner stets wiederholt, noch etwas ungläubig über seinen Short-Track-Sieg.

Nino Schurter schneidet dennoch gut ab und wird Fünfter, Mathias Flückiger fährt auf Platz sechs.

Resultate XCC Männer

Neue Punktevergabe

In der Saison 2022 wendet die UCI ein neues Punktesystem an. Der Short Track wird neu als vollwertiger Einzelweltcup gewertet, wo die Sieger jeweils 250 Punkte erhalten. Dennoch zählen die jeweiligen Resultate für die Startaufstellung im Cross Country. Im Weiteren zählen aus dem Short Track auch einige Punkte zur Cross-Country-Wertung. So bringen die Sieger jeweils 80 Punkte in die Gesamtwertung der Olympischen Disziplin.

 


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