Mountainbiker in Not | Ride MTB

Mountainbiker in Not

Der Mountanbike-Boom zeigt sich leider auch in der Notfallstatistik des SAC. Schutz & Rettung Zürich hat sich derweil mit einem geländegängigen Rettungsfahrzeug für Notfälle in unwegsamem Gelände gerüstet. Für Bikes hat es jedoch keinen Platz.

373 in Not geratene Mountainbiker verzeichnet die Bergnotfallstatistik des SAC im Jahr 2020. Das ist ein Anstieg um über 61 Prozent gegenüber dem Jahr 2019 (231 Notfälle) und 36 Prozent mehr als 2018 (273). Nun ist zu präzisieren, dass der SAC nicht nur Unfälle zählt, sondern auch medizinische Notfälle wie beispielsweise Herz-Kreislauf-Probleme. Jedes Jahr machen Herzinfarkte einen wesentlichen Teil der Todesfälle in den Bergen aus.

In der publizierten Statistik kommen tödlich verunglückte Mountainbiker in den Alpen, Voralpen und im Jura nicht vor, da sie laut SAC nicht zu den klassischen Bergsportarten zählen. Auf Anfrage gibt Bruno Hasler, Bereichsleiter Ausbildung und Sicherheit die Zahl von 13 tödlich verunglückten Mountainbikern bekannt, neun von ihnen in voralpinem, 4 in alpinem Gelände. Er schränkt zudem ein, dass es mehr sein könnten, da nur jene Opfer erfasst werden, die durch die Alpine Rettung oder die Rega geborgen wurden. War ein Rettungsteam des örtlichen Notfalldienstes vorher da, erhält der SAC davon keine Meldung. Die Zahl der in der ganzen Schweiz verunglückten Mountainbiker erhebt das bfu, deren Unfallstatistik wird aber erst im April veröffentlicht.

So wie es in Jahren mit überdurchschnittlich viel Sonnentagen in den Bergen mehr Unfälle gibt, ist es folgerichtig, dass auch im Coronasommer mit seinem Bike-Boom und dem Run auf die Berge die Opferzahlen stiegen. Das soll das Schicksal jedes Unfallopfers und seiner Angehörigen keinesfalls relativieren. Vielmehr gilt es an die Sicherheitsregeln zu erinnern, wie sie beispielsweise der SAC und das bfu aufgestellt haben.
Bergnotfallstatistik SAC

Ein Rettungswagen für den Uetliberg

Schutz & Rettung Zürich rüstet derweil auf für Sanitätseinsätze in schwer zugänglichem Gebiet. Das diese Woche vorgestellte All Terrain Vehicle (ATV) ist mit 1640 Kilogramm nur ein Drittel so schwer wie die weiteren im Einsatz stehenden Rettungswagen. Im Fokus steht der Zürcher Hausberg Uetliberg, an dem sich jedes Jahr Hunderttausende tummeln und wo immer wieder Menschen verunfallen oder in eine medizinische Notlage geraten. Geschah dies mitten auf einem Trail oder einem der vielen schmalen Fusswege, mussten die Rettungskräfte bisher oft von der nächstgelegenen Waldstrasse aus zu Fuss zur Unfallstelle vordringen. Auch einige gut ausgebaute Forstswege haben ein Gewichtslimit, das deutlich unter dem Gewicht der konventionellen Rettungswagen liegt.

Das ATV wird zwar auch nicht jeden Fleck der teilweise ausgesprochen steilen Flanken des Uetlibergs erreichen. Aber die Sanität ist definitiv schneller da und kommt näher ran. Dazu passt, dass der Geländerettungswagen in der Wache Triemli direkt am Fuss des Uetliberg stationiert ist (einer von drei Standorten von Schutz & Rettung Zürich). Für die unwegsamsten Gebiete ist nach wie vor auch die Rega eine Option, falls sie schneller am Unfallort sein kann als alle anderen Rettungskräfte.

Eines hat das ATV bislang nicht: ein Bike Rack oder eine andere Vorrichtung, um das Mountainbike eines Unfallopfers mitnehmen zu können. «Der Platz im und am Fahrzeug ist sehr knapp bemessen», heisst es bei Schutz & Rettung Zürich auf Anfrage. Immerhin sei es nicht ausgeschlossen, dass man nachträglich etwas in der Art anbringe. Der Medienverantwortliche berichtet weiter, dass in der Praxis oft Passanten oder Begleiter erste Hilfe leisten, die Rettungskräfte einweisen und sich anschliessend auch um das Velo kümmern. In anderen Fällen habe die ebenfalls ausgerückte Polizei das Bike sichergestellt. Die Rettungskräfte hingegen konzentrieren sich auf die verletzte Person und den Transport in das nächstgelegene Spital. Auch diese sinnvolle Aufrüstung des Rettungsdienstes ist nicht als Aufforderung zu verstehen, es ohne Rücksicht auf Verluste krachen zu lassen. Je weniger das 100'000 Franken teure Vehikel zu Einsatz kommt, desto besser.