Knatsch am Uetliberg geht in nächste Runde | Ride MTB

Knatsch am Uetliberg geht in nächste Runde

Der Verein ZüriTrails ist in Zürich für den Unterhalt des Triemli-Trails zuständig, darf dafür aber nur Mannes- und keine Maschinenkraft einsetzen. Um eine solidere Qualität zu gewähren, hat ZüriTrails für den einmaligen Einsatz eine Rüttelplatte gemietet und erhält dafür Schelte von den Stadtbehörden.

Eine Rüttelplatte ermöglicht es, die von der Stadt zur Verfügung gestellte Kiesmischung zu verdichten. «Mit Schaufeln, Spaten und Handstampfern schaffen wir das nicht», sagt Vereinpräsident Frank Wadenpohl gegenüber dem Tages-Anzeiger. ZüriTrails hat mit dem Einsatz der Rüttelplatte aber gegen die Vereinbarung mit der Stadt Zürich verstossen, keine Maschinen für den Trail-Unterhalt einzusetzen. Gleichzeitig ist ZüriTrails mit ebendiesen Unterhalt beauftragt und leistet die gesamte Arbeit im Frondienst. Dass sie dabei keine Maschinen einsetzen dürfen ist etwa damit vergleichbar, wie wenn der Stadtförster bloss Handsägen verwenden dürfte. Die Vorgabe der Stadt Zürich ist für viele Mountainbiker in Zürich unverständlich, weil eine Rasenmäher-grosse Rüttelplatte eine kleine Maschine ohne relevanten Einfluss auf Flora und Fauna ist.

Der Einsatz der Rüttelplatte ist im Mai erfolgt, und seit da schwelt der Konflikt mit Grün Stadt Zürich. Letztes Jahr hätten sie noch 2000 Stunden Fronarbeit verzeichnet, gibt Wadenpohl gegenüber dem Tages-Anzeiger zu Protokoll. In diesem Jahr wären es gerade einmal die Hälfte. Das habe mitunter auch mit dem ungenügenden Verständnis von Grün Stadt Zürich zu tun. Diese Kritik entgegnet die Stadt Zürich mit der Tatsache, dass sie sich um 230 Kilometer Waldstrassen, 150 Feuerstellen 1000 Sitzbänke kümmern müsse und man in den letzten Jahren viel in den Triemli-Trail investiert habe. Allerdings zählt die Abfahrt vom Uetliberg mittlerweile rund 40'000 Abfahrten pro Jahr, und mit 800 Mitgliedern ist ZüriTrails nur drei Jahre nach der Gründung einer der grössten Sportvereine der Stadt Zürich. Gleichzeitig sind die Mountainbiker eine der wenigen Gruppierungen der Stadt Zürich, die ihre Infrastruktur selbst unterhalten müssen. Dabei hätte Grün Stadt Zürich Zahlenmaterial in der Hand, welches ein verstärktes Engagement für die Mountainbiker rechtfertigen würde. Dieses besagt, dass auf dem Uetliberg der Anteil der Mountainbiker an der gesamten Besucherzahl bei bis zu 25 Prozent liegt.

Bericht im Tages-Anzeiger:
http://www.tagesanzeiger.ch/zuerich/stadt/Die-Biker-fahren-Gruen-Stadt-Zuerich-an-den-Karren/story/11846969

Editorial aus Ride 03/2013 zu diesem Thema
Der Bikepark Allmend ist eröffnet, in Zürich klopft man sich auf die Schultern. Rekordverdächtige zwei Millionen Franken haben die Steuerzahler für die neue Mountainbike-Infrastruktur in die Hand genommen. Noch nie hat in der Schweiz eine Gemeinde mehr Geld auf einmal in die Mountainbike-Infrastruktur gesteckt. Und noch nie hat eine Gemeinde so viel Nachwuchsförderung betrieben wie die Stadt Zürich. Ein Bikepark in dieser Dimension wird vielen Jungen den Weg in den Mountainbikesport weisen. Der Bikepark Allmend dürfte sich als Meilenstein im Schweizer Mountainbikesport erweisen.

Fliesst in der Stadt Zürich nun Milch und Honig für die Mountainbiker? Die Realität in Zürich ist bei weitem nicht so verheissungsvoll. Das Gros der Mountainbiker interessiert sich nicht für einen Dirtjump-Park eingepfercht zwischen Autobahn, Eisenbahn und Shoppingcenter. Mountainbiken findet weiterhin in der Natur und auf Singletrails statt. Am Waldrand hört aber bei den Zürcher Stadtbehörden die Biker-Freundlichkeit auf. Mountainbiker hätten auf Trails nichts zu suchen, gibt «Grün Stadt Zürich» zu Protokoll. Ausnahme bilden lediglich die speziell dafür markierten Strecken. Anzahl solcher Strecken auf dem Gebiet der Metropole Zürich: zwei. Ein dritter ist im Bau.

So ausgabefreudig sich die Stadt Zürich für den Bau des Bikeparks Allmend gezeigt hat, so knausrig ist sie in Sachen Singletrails. Die «offiziellen» Bike-Routen am Uetliberg und am Adlisberg werden heute vom Verein «ZüriTrails» in Fronarbeit gebaut und unterhalten. Die Stadt baut Fussballplätze, Schwimmbäder, Turnhallen, Leichtathletikanlagen und sogar Skateboard-Parks. Die Mountainbiker hingegen müssen ihre Infrastruktur selber erstellen und für Gottes Lohn schuften. Die Mountainbiker sind unterdessen aber eine Bevölkerungsgruppe, deren Grösse und Bedürfnisse nicht mehr vernachlässigt werden kann. Frequenzmessungen am Üetliberg sprechen eine klare Sprache: Bis zu einem Viertel aller Personen im Wald sind heute auf dem Mountainbike unterwegs. Tendenz steigend.

Nichts gegen den millionenschweren Bikepark Allmend. Er ist ein Meilenstein in der Förderung des Mountainbikesports. Vor allem ist er ein starkes Stück Nachwuchsarbeit. Doch irgendwann steuert auch dieser Nachwuchs sein Bike weg vom Park hinein in den Wald – und wird sich mit ein paar wenigen offiziellen Strecken und der sonstigen Verbannung auf die Forststrassen nicht zufrieden geben. Eine ganzheitlichere Sicht würde der Stadt Zürich gut tun.