Kanton Zug: Mit Polizei gegen illegale Biker | Ride MTB

Kanton Zug: Mit Polizei gegen illegale Biker

Künftig sollen die Polizei und der Forstdienst Mountainbiker büssen, die auf illegalen Wegen am Zugerberg unterwegs sind. Die Massnahme sein zum Schutz von Wald und Wild, wie die Direktion des Innern des Kantons Zug bekannt gibt.

Im dicht besiedelten Kanton Zug ist der Zugerberg eines der wenigen Naherholungsgebiete. Der Druck von verschiedenen Nutzergruppen auf dieses kleine Gebiet ist gross, mittendrin gibt es auch noch Wald und Natur, die es zu schützen gilt. Besonders gross sind die Nutzungsfrequenzen im Wald zwischen Zugerberg und Zugersee, wo auch viele der über 7000 im Kanton lebenden Mountainbiker unterwegs sind. Wer sich auf offiziellen Wegen bewegt, wird auch in Zukunft keine Probleme mit Forstdienst oder Polizei haben. Downhiller allerdings, die sich mangels geeigneter Sportinfrastruktur eigene Anlagen gebaut haben, müssen sich vorsehen.

Die illegal gebauten Abfahrtsstrecken rund um die Zugerbergbahn, beispielsweise der «Montana-Trail», nördlich der Zugerbergbahn, ist den Behörden ein besonderer Dorn im Auge: «Aufgrund der aktuellen Entwicklung insbesondere im Seewald von Zug werden Massnahmen notwendig, um im Wald das gewünschte und respektvolle Nebeneinander von Pflanzen, Tier und Mensch zu gewähren. Diese "waldschädigende Nutzung" muss gestoppt werden», schreiben die Zuger Behörden in ihrer Medienmitteilung. «Wir hoffen, dass diese Massnahme eine abschreckende Wirkung hat und wir möglichst wenige Personen büssen müssen. Ziel ist nicht die Einnahme von vielen Bussengeldern, sondern der Verzicht auf waldquerendes Fahres», erklärt Martin Winkler, Co-Leiter des Amt für Wild und Wald.

Verfehlter Zeitpunkt

Erstaunlich ist der Zeitpunkt der Aktion: Noch in diesem Jahr wollen die Zuger Behörden, gemeinsam mit der IG Mountainbike Zug, ein Konzept für eine offizielle Mountainbike-Strecke am Zugerberg präsentieren. Seit über zehn Jahren werden solche

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illegalen Strecken am Zugerberg befahren, daher stellt sich die Frage, warum die Massnahme genau jetzt eingeleitet werden muss. Dazu Martin Winkler Co-Leiter Amt für Wald und Wild: «Die Befahrung und der Bau dieser illegalen Strecken hat in diesem Frühjahr ein Ausmass angenommen, das wir nicht mehr tolerieren können.» Förster hätten in den letzten Wochen ganze Gruppen von Mountainbikern auf den illegalen Strecken angetroffen. Da man noch nicht bereit ist, über die offizielle Strecke zu informieren, handelt es sich um eine rein repressive Massnahme gegenüber der Sportlergruppe, ohne eine konkrete Alternative bieten zu können. Hätte man zu mindest bis im Herbst gewartet, und dann eine alternative, bessere Strecke bieten können, wäre die Aktion der Behörden bestimmt wohlwollend aufgenommen worden und hätte mehr Erfolg versprochen.

Ungleiche Masse

Klar ist, dass illegales Durchfahren oder Wandern im Waldes in keinem Fall akzeptabel ist. Trotzdem erstaunt es, dass nur gegen Mountainbiker am Zuger Seewald vorgegangen werden soll. Viele illegale Wanderwege, wie beispielsweise im Raum Wildspitz und Alpli, stellen demnach kein Problem für die Behörden dar. Hier scheint das altbekannte Feindbild des «naturzerstörenden Mountainbikers» noch in den Köpfen herumzuschwirren. Dazu Winkler: ««Illegale Wanderwege am Wildspitz sind etwas ganz anderes. Diese bestehen schon länger und vor allem sind die Wanderer sind mit wesentlich tieferer Geschwindigkeit unterwegs, was für die Tiere weniger schlimm ist.»

Verschiedene wissenschaftliche Studien haben bewiesen, dass Mountainbiker und Wanderer die selben Einflüsse auf Wild und Natur haben. Beispielsweise wurde nachgewiesen, dass Mountainbiker und Wanderer so gut wie identische Reaktionen bei Wildtieren auslösen (Taylor 2003 Wildlife responses to recreation and associated visitor perceptions). Zu oft blicken noch falsche Bilder zum Mountainbike-Sport bei den Behörden durch: Kies und -waldstrasse gelten oft noch als Mountainbike-Infrastruktur. Auch die Nutzungsfrequenzen werden falsch interpretiert, denn auf vielen Wegen am Zugerberg sind mittlerweile mehr Mountainbiker als Wanderer unterwegs. Somit wäre es sehr wünschenswert, wenn künftig Wanderer und Mountainbiker mit den gleichen Kriterien beurteilt würden.

Der Balanceakt der IG Zug

Derweilen probiert die IG Mountainbike Zug Schadensbegrenzung zu betreiben. Zwar verurteilt man illegales Befahren des Waldes und unterstützt die Bemühungen des Kantons, setzt sich aber trotzdem für gute Infrastruktur für alle Mountainbiker

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ein. Im Kanton Zug gibt es keine einzige offizielle Mountainbike-Anlage, weshalb abfahrtsorientierte Mountainbiker selbst zur Schaufel gegriffen und sich die Infrastruktur selbst gebaut haben. Die IG probiert zwar die Interessen aller Mountainbiker zu vertreten, kann logischerweise solche Aktionen aber nicht unterstützen, da nur ein einvernehmliches Auskommen mit den Behörden zum Ziel führen kann. Viel Lob erhält die Organisation auch von Behördenseite für Ihre Arbeit: «Ich finde die IG Mountainbike Zug eine tolle Organisation und gehe gerne auch an deren Versammlungen.», sagt Martin Winkler, der selbst Mountainbiker ist.
Die Position der IG-Leitung bleibt ein Balanceakt zwischen Wohlwollen der Behörden und Trailcredibility – der Legitimierung in der Szene. Wichtiger denn je ist es nun für die IG, ihren eigenen Weg zu finden und sich nicht zu stark auf das Vorgehen der Behörden zu verlassen. Martin Winkler, Co-Leiter Amt für Wald und Wild: «Mit der Realisierung eines offiziellen Mountainbike-Trails am Zugerberg, werden andere, sensible Wege für Mountainbiker geschlossen werden müssen.» Wenn andere Wege von den Behörden für Mountainbiker gesperrt werden, muss die IG eine starke, unabhängige Position beweisen.

Link zum Apell der IG Mountainbike Zug