Interview mit Marc Woodtli | Ride MTB

Interview mit Marc Woodtli

Mit dem Finale der «Specialized-Sram Enduro Series» in der Bike-Destination Flims findet erstmals ein grosses Enduro-Rennen in der Schweiz statt. Ride sprach mit dem Product-Manager Bike der Tourismus-Region Flims Laax Falera Marc Woodtli über das Rennen und über die gesamte Entwicklung und Bedeutung des Enduro-Sports.

Mitte Oktober findet in Flims das Finale der «Specialized-Sram Enduro Series» statt, wie kam es dazu?
Die Idee ein Enduro-Rennen durchzuführen entstand vor zwei Jahren, während eines Gesprächs mit dem Veranstalter. Damals hatten wir haben schon einen Lauf des Maxiavalanche-Cup’s und den Trailfox in Flims. Im letzten Jahr hätte neben dem Trailfox auch die Tour Grischa in Flims Halt gemacht. Da diese aber nicht durchgeführt wurde, war es zu spät noch einen Lauf der «Specialized-Sram Enduro Series» zu organisieren. Wir waren viel im Kontakt mit dem Organisator. Darüber hinaus haben wir die Veranstaltung in Kirchberg (AUT) besucht um uns ein Bild machen zu können ob diese Serie überhaupt zur Bike-Destination Flims passt. Wir waren uns einig, dass ein solcher Enduro-Event in die Schweiz nach Flims musste. Die Region um Flims ist prädestiniert für den Enduro-Sport. Dazu kommt, dass wir hier die Grenze des Gravity-Bereichs erreicht haben. Der bauliche Aufwand für Freeridestrecken ist um ein vieles höher, da das Gelände sehr felsig ist. Wir haben lieber weniger Strecken, diese sind jedoch die ganze Saison in einem Top Zustand. Flims bietet dafür nebst einem vielfältigen Singletrailnetz, das perfekte Enduro-Terrain welches man zusammen mit den Bergbahnen hervorragend nutzen kann.

Welche Bedeutung hat Enduro und das Enduro-Rennen für Flims und deren Bergbahnen?
Mit dem Enduro-Rennen haben wir die Möglichkeit zu zeigen was fahrerisch in diesem Gebiet alles möglich ist. Dies war mit den anderen Events hier bisher nicht der Fall. Auch vom Lifestyle passt Enduro fahren und das Rennen besser zu Flims als das Maxiavalanche- oder früher das Downhill-Rennen wo nur eine Strecke gefahren wurde. Die Kombination aus dem Aufstieg mit den Bergbahnen und dem weiterkommen aus eigener Kraft, eröffnet den Rennfahrern und natürlich auch unseren bikenden Gästen viel grössere Möglichkeiten die Trails und die Natur zu erleben.

Welche Bedeutung hat Enduro in der Zukunft für Flims?
Das Enduro-Guiding welches wir bereits im Angebot haben wird noch weiter ausgebaut. Dazu bieten wir Fahrtechnikkurse an welche unseren Gästen später auch die Möglichkeit bietet unsere Vielfalt an Trails zu nutzen. Die Bike-Destination Flims Laax Falera geht klar in die Richtung Enduro. Nebst einfach zu erreichenden Trails steckt bei uns viel Potential im hochalpinen Gelände wo unsere ausgebildeten und zertifizierten Guides nur dank der Unterstützung der Bergbahninfrastruktur unsere Gäste einfacher hinführen können.

Plant ihr grössere Enduro-Veranstaltungen zu organisieren wie zum Beispiel ein Lauf der Enduro-World-Series?
Marc Woodtli: Erst mal ist es unser Ziel den Finallauf der «Specialized-Sram Enduro-Series» gut durchzuführen. Dann schauen wir wie die «Enduro World Series» sich entwickelt und ob die UCI auf das Jahr 2014 doch plötzlich Einfluss auf die Serie nimmt. Wenn die UCI Enduro in den Weltcup aufnimmt, wird es sicher einige Veränderungen bei den beiden Enduro Serien geben.

Findest Du Enduro Massen- oder gar Familientauglich?
Enduro ist sicher nicht Familientauglich. Physisch wie materiell fordert Enduro ein gewisses Alter, weshalb es ein Sport für Erwachsene bleiben wird. Ich denke Enduro wie wir es kennen wird ungefähr ab dem mittleren Teenager-Alter machbar. Dafür wird es massentauglich. Diverse Bike-Destinationen und die Mountainbike-Branche geben Gas in diesem Bereich. Abfahrtsstrecken werden für die Allgemeinheit fahrbar gemacht und Bikes mit viel Federweg werden leichter und sind somit auch bergauf angenehmer zu fahren. Für die touristische Nutzung von Enduro muss man aber klar die Infrastruktur anpassen, so wie wir das mit unserem Runca-Trail gemacht haben.

Ist Enduro der neue Marathonsport?
Enduro-Fahren ist der Grund warum Marathon im Breitensport auf dem absteigendem Ast ist. Enduro ist ein cooler Mix aus Leistung und Spass. Man kann gemütlich Bergauf fahren und in der Abfahrt dann richtig Gas geben oder man nutzt ganz einfach die Bergbahn wenn die Beine mal nicht so wollen. Fahrspass ist dabei ein entscheidender Faktor. Bei Marathon-Rennen ist man meist nur schon durch das Bike eingeschränkt. Dann kommen noch lange Abfahrten ohne grossen Trail-Anteil hinzu. Im Enduro-Bereich bekommt man mittlerweile ein komplettes Sportgerät zu einem erschwinglichen Preis. Enduro-Bikes sind der ideale Mix aus den extremen Downhill-Bikes und der Leichtbau-Askese bei den Cross-Country-Bikes. Neue, verbesserte und leichtere Produkte wie zum Beispiel absenkbare Sattelstützen und Federgabeln eröffnen den Endverbrauchern bergauf wie bergab fahrerisch ganz neue Möglichkeiten.

Wie siehst Du die Zukunft von Enduro im Tourismus, im Rennsport und in der Bike-Branche?
Aus den in der letzten Frage genannten Gründen erwarte ich einen grossen, länger anhaltenden Enduro-Boom. Mountainbiken kann durch Enduro im Sommer zur Massenbewegung werden ähnlich wie es beim Skisport im Winter der Fall ist. Auch dank dem, dass Material und Preis immer mehr stimmt. Top ausgestattete Mietzentren und einfache Strecken erleichtern Anfängern den Einstieg in diesen Sport.

Was fasziniert Dich am Enduro fahren und wie definierst Du es?
Enduro bietet dem Fahrer die Möglichkeit Mountainbiken und die Natur in der er sich bewegt, intensiver zu erleben. Für mich ist Enduro die reinste Form des Mountainbiken. Enduro ist nach unserer Interpretation nichts anderes als Cross-Country. So wie es die UCI definiert ist Cross-Country für uns Formel 1. Was früher Cross-Country wahr ist heute Enduro. Wie bereits gesagt, wenn etwas im Mountainbiken zum Massentrend wird dann ist es Enduro.

Der Dakine-Trailfox ist eine Art Vorreiter der heutigen Enduro-Rennen. Wie seid Ihr auf die Idee zum Trailfox gekommen?
Der Ur-Trailfox wurde im Jahr 2002 von Reto Poltera und Andi Bärtsch als Freeride-Rallye ins Leben gerufen. Ich habe ab 2005 die Ausrichtung mitbeeinflusst. Das Format ist tatsächlich ähnlich. Wir haben mit diesem Event immer versucht einzigartig und der Zeit voraus zu sein. So waren wir zum Beispiel die ersten Veranstalter die eine Art Slopestyle-Track auf Zeit, den After Work Trail in ein Rennen eingebaut haben. Allerdings hat das auch zu einem Wandel der Trailfox-Anhängerschaft geführt. Früher waren 70 Prozent der Fahrer aus dem Downhill-Lager, da auch der Event Downhill-lastig war. Mit der Neuorientierung hat man einen Teil dieser Fahrer vergrault. Dafür waren ein Jahr darauf neue und junge Gesichter am Trailfox zu sehen und die Teilnehmerkapazität wird ebenfalls jedes Jahr innerhalb eines Monats voll ausgeschöpft. Der Trailfox ist heute so gestaltet, dass der kompletteste Fahrer gewinnt.

Den Trailfox gibt es weiterhin. Zwei ähnliche Veranstaltungen in Flims, geht das?
Ja, das geht gut. Der Dakine-Trailfox ist ganz klar Gravity-lastig, Enduro weniger. Beide Events sind aber ähnlich als Lifestyle-Geschichte. Der Trailfox der über drei Tage verteilt ist, ist ein mehr Freestyle-lastiges und wildes Rennen. Hier gehört die Party genau so zum Rennen. Enduro-Rennen sind meistens auf einen Tag beschränkt. Sie sind zwar technisch- aber auch ziemlich Ausdauer-orientiert. Der Dakine-Trailfox findet im Juni und die Spezialiced Enduro Series im Oktober statt. Somit konkurrenzieren sich die beiden Veranstaltungen auch nicht.

Wie lange wird es die «Trailfox»-Veranstaltung noch geben?
Wir wollen den Dakine-Trailfox noch lange weitermachen. Der Dakine Trailfox ist ein Freestyle Event der uns die Möglichkeit gibt immer wieder neue Herausforderungen für die Teilnehmer einzubauen. Natürlich ist dieser Event wie alle Anderen auch von Sponsoren abhängig. Rein vom Format her ist der Dakine-Trailfox über die Jahre hinweg zu einer Institution geworden die eine treue Fangemeinde hat.

www.flims.com
www.trailfox.ch
www.enduroseries.net
 


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