Interview mit Danny McAskill | Ride MTB

Interview mit Danny McAskill

An der 11. Internationalen Sportnacht in Davos werden auch in diesem Jahr wieder Sportler für ihre herausragenden Leistungen geehrt. Mit Danny McAskill wird erneut ein Mountainbiker mit dem «Davoser Sportnacht-Kristall» prämiert. Ride traf den Bike-Virtuosen zum Interview.

Danny McAskill, geboren und aufgewachsen auf der Isle of Skye in Schottland, wurde im Jahr 2009 über Nacht zum Star. Sein Youtube-Video «Inspired Bicycles», in welchem er die unglaublichsten Street-Trial-Tricks zeigt, zählte innert 40 Stunden über 350'000 Klicks. Mittlerweile wurde das Video über 33 Millionen Mal angeschaut und hat auch Nicht-Biker in den Bann gezogen. Weitere erfolgreiche Filmprojekte folgten, und Danny wurde über die Mountainbike- und Trial-Szene hinaus berühmt. Dennoch ist der freundliche Schotte stets bescheiden auf dem Boden geblieben. Zwischen Hauptprobe und Gala fand der bald 28-Jährige McAskill ein wenig Zeit unsere Fragen über die Folgen seines Erfolges, Bike-Touren bei Regenwetter, Klickpedalen und einiges mehr zu beantworten.

Ride: Würdest du diese Zeit, seit deinem ersten Youtube-Erfolg, als die Beste deines Lebens bezeichnen?
Danny McAskill: Ich erlebe definitiv eine super Zeit. Als ich noch im Bikeshop arbeitete, tat ich dies ebenfalls mit Freude und war praktisch jeden Tag mit meinem Trialbike unterwegs. Jetzt bin mehr am herumreisen und sehe dadurch viele tolle Orte und darf immer wieder tolle Menschen kennenlernen.

Wie hat sich dein Leben nach deinem ersten grossen Erfolg verändert?
Einerseits bin ich viel unterwegs, wie zum Beispiel jetzt an der internationalen Sportnacht in Davos, und habe sonst viele Medientermine, anderseits wohne ich noch immer zusammen mit meinen Freunden in einer WG in Glasgow und lebe noch mein altes Leben. Vieles ist also noch gleich wie vorher und dennoch haben sind viele Dinge verändert – im guten Sinn.

Was war vorher besser und was ist jetzt besser?
Komischerweise komme ich der heutigen Zeit, wo ich als Profi unterwegs bin, weniger aufs Bike als zuvor. Im Gegenzug kann ich vermehrt machen was ich möchte und mehr herumreisen was mir sehr gut gefällt.

Als was siehst du dich mehr, als Mountainbiker oder als Trial-Fahrer?
Eigentlich bin ich ja mehr der Street-Trial-Fahrer, aber ich mag es, dass ich in die Mountainbike-Szene integriert bin und dort akzeptiert werde – hoffe ich doch zumindenst (lacht).

Was fasziniert dich am Mountainbike-Sport?
Beim Street-Trial war ich immer alleine unterwegs. Ich hatte jeweils Musik in den Ohren und war dann teilweise wie in meiner eigenen Welt. Mit meinem Trialbike habe ich fast alles unter Kontrolle und fühle mich deswegen sicher. Mountainbiken ist anders. Da ist es für mich schwieriger, ebenso kontrolliert unterwegs sein und habe daher öfters mal einen Adrenalinschub. Dafür hatte ich auch schon Knochenbrüche. Beim Trialen hingegen nie. Am Mountainbiken finde ich wirklich toll, dass ich mit meinen Freunden unterwegs sein kann. Meistens gehen wir biken wenn es in Strömen regnet. Solange es nicht zu kalt wird, geniesse ich die Ausfahrt am meisten wenn es nass ist und windet. Egal ob man vom Berghochfahren müde ist oder mal stürzt, unten hat man immer ein breites Grinsen im Gesicht, und das Beste daran ist, es mit seinen Freunden zu teilen.

Wenn du eine Bike-Tour machst, wie planst du deine Tour oder was ist das Wichtigste, dass es für dich eine gute Tour wird?
Meistens sind wir drei bis vier Stunden im Sattel. Da die Aufstiege an den schottischen Hügeln meistens steil sind, wählen wir oft die grösseren Berge in Schottland aus, um die Bergbahnen als Unterstützung
zu nehmen. Unsere besten Pläne sind, jeweils dann eine Tour zu machen wenn das Wetter am schlechtesten ist (lacht). Natürlich haben wir immer kleine Rucksäcke mit Schläuchen und anderem Reparaturmaterial dabei, damit wir im Notfall nicht aufgeschmissen sind.

In deinen Videos bist du auch auf dem Enduro-Bike auch mit Plattformpedalen unterwegs. Hast du jemals versucht mit Klickpedalen zu fahren?
Nein, das habe ich mich nie getraut, selbst auf dem Rennvelo nicht. Ich bin sogar einmal ein Strassenrennen mit Plattformpedalen gefahren. Durch meinen Trial-Hintergrund fühle ich mich am wohlsten ohne Klickpedalen, da ich schneller reagieren kann falls mein Bike mal ins Rutschen kommt oder ich sonst wo einen Fuss setzen muss.

Du fährst ein Trial-Bike mit 24-Zoll Laufräder. Was hältst du von der ewigen Diskussion über Laufradgrössen?
Hm, das ist schwierig zu sagen. Ich denke, dies ist vor allem eine Marketing-Sache. Jeder will das Beste verkaufen, genau so ist es auch mit den Federungssystemen. Mountainbiken begann einmal mit 26-Zoll-Laufrädern, seither hat sich aber viel getan und mittlerweile verbauen die Hersteller sogar Steckachsen bei Rennvelos. Somit finde ich hat auch jede Laufradgrösse ihre Berechtigung. Ich persönlich fahre noch immer einen 26-Zöller, habe eine Dreifachkurbel am Bike und fühle mich damit wohl. Ich denke, solange man keine Rennen fährt, ist es egal wie gross die Laufräder sind. Hauptsache das Bike hat zwei Räder und Bremsen, und man hat Spass beim fahren. Das ist alles was zählt!

Zurück zu deinem Spezialgebiet. Welches ist deiner Meinung nach die beste Stadt für Street Trial, oder wo hattest du am meisten Spass?
Bisher hatte ich in allen Städten Spass. Vancouver in Kanada ist jedoch ein sehr cooler Ort. Eine wirklich tolle Stadt die umgeben ist von super Mountainbike-Trails. Taichung auf der Insel Taiwan ist ebenfalls eine coole Stadt für Street-Trial. Mein Favorit ist zwar Vancouver, aber ich würde nicht sagen, dass dies die beste Stadt dafür ist. Praktisch jede Stadt hat ihre Reize, wie auch Zürich wo ich vor zwei Tagen war.

Wurdest du nie gebüsst, weil du mit deinem Trialbike ein Fahrverbot missachtet hast?
Als ich jünger war, hat mir die Polizei Zuhause auf der Isle of Skye, mein Fahrrad für die ganzen Sommerferien eingezogen. Angeblich wegen gefährlichen und leichtsinnigen Radfahrens, aber ich glaube eher, dass der Polizeioffizier etwas gegen mich hatte. Heute ist es locker und ich respektiere auch die Arbeit der Polizei. Auch wenn meine Fahrweise nicht immer ganz im legalen Bereich liegt nehmen es die Ordnungshüter entspannt und lassen mich in Ruhe.

Deine Street-Trial-Tricks wirken ja auch oft gefährlich. Fährt da nicht manchmal ein bisschen Angst mit?
Definitiv! Ich habe oft Momente, wo ich mich bei neuen Tricks überwinden muss. Dies sieht man halt oftmals nicht in meinen Filmen, wie lange ich manchmal für einen Trick brauche. Es hilft aber sehr, wenn ich zuvor mehr Zeit auf dem Trialbike verbringe. Das gibt mir enorme Sicherheit. Im Endeffekt habe ich jedoch nicht mehr Angst als jeder andere der sich für irgendetwas überwinden muss.

Du wirst bald 28 Jahre alt. Wie lange denkst du deine Fans noch mit deinen Videos zu verzücken? Oder anders gefragt, wie lange willst du deinem Körper diese Belastungen noch zumuten?
Ich möchte mich die nächsten Jahre auf alle Fälle noch weiter vorantreiben, so weit wie es mir halt möglich ist. Gewisse körperliche Ermüdungserscheinungen kann ich jedoch nicht wegreden. Mein Rücken zum Beispiel bereitet mir oftmals Probleme. Ich bin jedoch überzeugt noch lange Shows fahren können, ähnlich wie meine persönlichen Helden, Hans Rey und Martin Ashton welcher leider vor kurzem einen Unfall hatte. Vielleicht werde ich irgendwann nur noch Rennrad fahren können, aber Hauptsache ich kann auf zwei Räder unterwegs sein.

Hast du schon einen «Plan B» für nach deiner Karriere? Zum Beispiel als Trainer oder Manager von Sportlern?
Momentan habe ich keinen Plan B, aber ich bin bereits in diesem Prozess wo ich überlege was ich später machen will. Der Gedanke irgendwann einen eigenen Bikeshop zu haben, gefällt mir sehr gut.

Gibt es im Leben von Danny McAskill auch andere Sportarten?
Ich würde gerne andere Sportarten, wie zum Beispiel Wakeboarding, ausprobieren. Momentan fahre Motorrad und Motorrad-Trial, was nicht so weit weg von dem ist was ich mache. Bei anderen Sportarten besteht jedoch eher die Gefahr, dass ich mich unnötig verletze. Ich würde auch gerne einige Wintersportarten ausprobieren, aber damit warte ich wohl besser noch ein Weilchen und fokussiere mich auf meinen Sport.

Apropos fokussieren, wann dürfen wir uns wieder über ein neues Filmprojekt von dir freuen?
Zurzeit habe ich nichts Konkretes geplant, aber ich habe viele Ideen im Kopf. Ich würde gerne mehre kleine Projekte machen. Grosse Projekte benötigen immer sehr viel Zeit. Bei kleinen kann ich hingegen härtere Tricks machen und dadurch diese Projekte mehr auffrischen.

Abschliessend, wie schaut in deinen Augen die Zukunft des Mountainbikens aus?
Zuerst einmal gefällt es mir wie sich der Mountainbike-Sport in den vergangenen zehn Jahren entwickelt hat. Weltweit wird der Streckenbau vorangetrieben und in Skigebieten werden im Sommer Trails ausgeschildert. In der Zukunft wird der Mountainbike-Sport noch grösser werden. Dadurch werden in Wintersportgebieten im Sommer auch Überkapazitäten besser genutzt.

www.dannymacaskill.co.uk

 

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Fotos: ©Lorenz Richard / RedBull-Contentpool