In Nidwalden rennen die Biker offene Türen ein | Ride MTB

In Nidwalden rennen die Biker offene Türen ein

Im Kanton Nidwalden dreht gerade der Wind. Eine Petition mit über 1200 Unterschriften forderte den Regierungsrat auf, eine zusammenhängende Mountainbike Infrastruktur zu schaffen. Die Antwort des zuständigen Landwirtschafts- und Umweltdirektors Joe Christen sinngemäss: «Daran arbeiten wir bereits.»

Mountainbike-News aus dem Kanton Nidwalden handelten in den letzten Jahren meist entweder vom Ausbau der Trails in Engelberg oder davon, dass die Nachbargemeinde Wolfenschiessen es abgelehnt hatte, in ein gemeinsames Mountainbike-Projekt zu investieren.
 
Und jetzt das: 1217 unterschrieben die Petition, welche die Schaffung einer zusammenhängenden Mountainbike-Infrastruktur forderte. In einem Kanton mit 43'000 Einwohnerinnen und Einwohnern ist das eine stattliche Zahl. Als die Petitionäre den Aufruf dem zuständigen Regierungsrat Joe Christen (FDP) übergaben, meinte dieser zu ihnen: «Ihr rennt bei uns offene Türen ein.» Im Gespräch mit Ride erklärt er, seine Direktion habe schon als sich das Ja zur Veloinitiative abzeichnete begonnen, zu überlegen, was das für das Mountainbiken im Kanton Nidwalden bedeute.

Grosse Ambitionen aber noch kein Geld

Mit Vertretern der Bike Community sei er ja bereits in Kontakt und habe erste Schritte ergriffen. Der erste war, dass Ende 2020 die kantonale Fachstelle für Wanderwege um die Bikewege erweitert wurde. Allerdings hat diese auch ein Jahr später noch kein Geld, mit dem sie arbeiten kann – ein Umstand, dessen Behebung auch die Petition forderte.
 
An Willen fehlt es der Regierung nicht, wie sich im Gespräch mit Regierungsrat Joe Christen zeigt, welcher der Landwirtschafts- und Umweltdirektion vorsteht. Er will alle Akteure an einem runden Tisch zusammenbringen, um auszuloten, wie der Bikesport im Kanton Nidwalden in Zukunft in allgemein akzeptierte Bahnen gelenkt werden kann.
 
Im Mittelpunkt stehe ein Routennetz, dass zum grössten Teil auf bestehenden Wegen verlaufen soll. Der Nidwaldner Zeitung gab Christen zu Protokoll, dass die Fachstelle Wander- und Bikewege schon bis Mitte 2022 Routenvorschläge ausarbeiten werde. Diese würden dann von einer «kantonsinternen Mitwirkung» diskutiert, sodass sie Ende 2022 der Öffentlichkeit präsentiert werden könnten. Den Zeitplan bezeichnete der erfahrene Exekutivpolitiker als «sehr ambitiös». Immerhin zeigt sich hier der Wille der Regierung, diese Angelegenheit nun rasch voranzubringen.
 
Dasselbe Ziel hat Thomy Vetterli. Er leitet das Projekt Mountainbike Zentralschweiz, dass mit Bundes- und Kantonsmitteln (Neue Regionalpolitik, NRP) die Infrastruktur ausbaut und aus dem die Bikegenossenschaft Zentralschweiz entstanden ist. Zudem sitzt er im Wolfenschiesser Gemeinderat und sorgt auch sonst dafür, dass sich die Bergvelofreunde organisieren und Gehör verschaffen für ihre Anliegen.

Ist die Regierung bikefreundlicher als die Bevölkerung?

Denn noch kämpfen die Mountainbikenden im Kanton Nidwalden auch gegen Widerstände in Teilen der Bevölkerung und das nicht nur in der flächenmässig grössten Gemeinde Wolfenschiessen. «Es wird auch Opposition gegen die Pläne geben, das ist klar», ist sich Regierungsrat Christen bewusst. Verantwortlich dafür sei nicht zuletzt die kleine Minderheit der Biker, die sich rücksichtslos verhielten. Vetterli rechnet damit, dass in den geplanten Diskussionen mit allen beteiligten Akteuren jene in der Mehrzahl sein werden, denen die Biker ein Dorn im Auge sind.
 
Ist die Regierung vielleicht sogar bikefreundlicher als die Bevölkerung? Vetterli weist darauf hin, wie viele Nidwaldnerinnen und Nidwaldner selber Biker seien und für sie sollte das Routennetz in der ersten Phase auch ausgelegt werden. Die touristische Nutzung komme danach, erklärt er. Christen will die Bevölkerung unter anderem damit an Bord holen, dass die Routen an Hofläden und Besenbeizen vorbeiführen. «Die Biker sollen mit einem schwereren Rucksack nach hause kommen, als sie aufgebrochen sind, weil sie unterwegs noch in einem Hofladen eingekauft haben.» Zudem verfüge der Kanton Nidwalden über die höchste Seilbahndichte der Schweiz. Routen, welche diese Bahnen vernetzen, wären auch für deren Betreiber attraktiv, ist er überzeugt.

Ein Routennetz für Freunde der Singletrails

Attraktiv für Freunde der Singletrails ist, dass im Kanton Nidwalden mit grosser Wahrscheinlichkeit weiterhin auf den meisten Wanderwegen gebikt werden darf. «Aktuell ist das Biken im kantonalen Gesetz nicht geregelt. Da müssen wir nachschärfen», betont Christen. Selber strebt er eine Lösung an, die das Biken auch auf schmalen Fusswegen grundsätzlich erlaubt und nur wo andere Interessen überwiegen, Fahrverbote gelten. Das ist natürlich Musik in den Ohren der Biker, die lieber auf Wanderwegen fahren als auf angelegten Bike-Pisten.
 
Dass das Routennetz tatsächlich so realisiert wird, ist das Anliegen Vetterlis und der Biker, die er vertritt. «Nicht die Politik soll bestimmen, wo die Biker ihrem Hobby frönen können. Das hatten wir schon mit früheren Routen-Konzepten.» Die aktuelle Situation sieht er als grosse Chance «ein cooles Package zu generieren». Dazu brauche es gerade in den bike-kritischen Gemeinden Mountainbiker, die hinstehen und sich engagieren. Der Nidwaldner hofft, dass sein Heimatkanton den Schwung nutzt und sich zu einem Mountainbike-Vorreiter in der Zentralschweiz entwickelt. Kommt tatsächlich ein Routennetz in der Art zustande, wie es Regierungsrat Christen skizziert, dann wäre ein Spitzenplatz nach seiner Einschätzung gesichert. 
 


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