Hoffmann und Pierron gewinnen Abfahrtskracher in Fort William | Ride MTB

Hoffmann und Pierron gewinnen Abfahrtskracher in Fort William

Die längste Downhill-Strecke im Weltcup in Fort William fordert erstmals seit 2019 wieder die weltbesten Abfahrer. Bei den Frauen trotzt Nina Hoffman den schwierigen Bedingungen am besten und gewinnt vor Camille Balanche und Myriam Nicole. Bei den Männern ist Amaury Pierron erneut der Schnellste.

Die Downhill-Strecke in Fort William ist die längste im Weltcup und fordert die Fahrer nicht nur physisch, sondern auch mit einem Mix aus technischen, unbefestigten und Bikepark-Passagen. Nun haben es die Teilnehmer auch noch mit zunehmendem Regen und Wind zu tun.

Mit «fast perfektem Lauf» zum Sieg

Als Achte des Qualifikationslaufs von Samstag startet Nina Hoffmann im Mittelfeld. Anders als am Vortag, als die Deutsche relativ viel Zeit verlor, legt sie im Rennen einen Superlauf hin und zeigt selbst im unteren Teil kaum Müdigkeitsanzeichen. Es ist die Bestzeit und zwar deutlich, denn sie liegt über 15 Sekunden vor der bislang führenden Veronika Widmann (ITA). Keine Fahrerin kommt Hoffmanns Bestzeit nahe, bis die Österreicherin Valentina Höll ins Rennen geht. Zweite war sie in der Quali, nun liegt sie virtuell in Führung. Ein kleiner Fahrfehler rächt sich jedoch und sie geht zu Boden, am Ende wirds Platz fünf.

Im Qualifikationslauf von Samstag untermalt Schweizermeisterin Camille Balanche ihre Beständigkeit und fährt die Bestzeit. Beim Rennlauf am Sonntag will die Romande das wiederholen und gibt alles. Hoffmann war aber zu stark und so rast Balanche auf Platz zwei. «Das war ganz schön hart, und die unbefestigten Waldpassagen wiesen teilweise tiefe Löcher auf. Ich gab wirklich alles und bin super happy mit Platz zwei – mehr ging einfach nicht», freut sich die Schweizerin.

Zufrieden ist auch die amtierende Downhill-Weltmeisterin Myriam Nicole: «Das war nicht einfach. Wegen der Gehirnerschütterung vom Training in Lourdes, musste ich nochmals pausieren und dann war die Strecke hier echt schwierig und kräfteraubend. Somit bin ich sehr zufrieden mit Rang drei, auch wenn mein Lauf sich oft anfühlte, wie der Schlechteste meines Lebens.»

Die schwierigen Bedingungen angesprochen, erklärt Siegerin Nina Hoffmann ihre Taktik: «Es bringt nichts, über schwierige Verhältnisse nachzudenken, wenn man eh da runterfahren muss. Es gilt einfach Vollgas zu geben und in sein Können und auf sein Material zu vertrauen.» Dass es aber derart gut klappen würde, hätte sie wohl nicht erwartet: «Ich hatte einen fast perfekten Lauf und das hier in Fort william – es ist unglaublich», freut sich Hoffmann über ihren Sieg beim Weltcup in Fort William, dem Downhill-Klassiker schlechthin.

Bei den Rennen der Junioren holt sich der Brite Jordan Williams den Sieg vor dem Kanadier Jackson Goldstone und dem Australier Remy Meier-Smith. Gegenüber ihren männlichen Kollegen wendet Gracey Hemstreet bei den Juniorinnen das Nationenranking. Die Kanadierin gewinnt vor den Britinnen Phoebe Gale und Aimi Kenyon. Die Schweizerin Delia da Mocogno liegt auf der ersten Hälfte noch in den Top-5, büsst auf der langen Strecke aber etwas ein und wird Achte – ein guter Einstand, nachdem sie krankheitsbedingt lange nicht richtig Trainieren konnte.

Resultate Elite Frauen
Resultate Männer U19
Resultate Frauen U19

Franzosen verwehren Briten den Heimsieg

Es ist Thibaut Daprela, der die erste, ernstzunehmende Zeit in die Strecke von Fort William brennt. Der Franzose, der oft in seinen Rennläufen überkocht, liefert eine saubere Fahrt und unterbietet die Qualifikationsbestzeit von Laurie Greenland um vier Zehntelsekunden. Doch danach bleibts wieder ruhig um den Spitzenkampf, denn keiner seiner Konkurrenten schafft es in seine Nähe. Erst sein französischer Landsmann Benoit Coulanges kitzelt die 37er-Marke und bleibt danach nur knapp dahinter.

Nun werden die Bedingungen mit zunehmendem Regen und Wind misslicher. Doch als man rätselt, ob Spitzenzeiten jetzt noch möglich sind, kitzelt der nächste Franzose an der Bestmarke. Es ist Weltcup-Leader Amaury Pierron, der erst noch hinter Team-Kollege Daprela liegt, dann aber in Führung geht und sie bis ins Ziel behauptet. Greg Minnaar (RSA) als Dritt- und der Brite Charlie Hatton als Zweitletzter Fahrer kommen wiederum nicht an die Zeit Pierrons ran.

Die Augen auf Laurie Greenland gerichtet, der sowohl schnellster im Timed Training als auch in der Qualifikation war, führt im oberen Abschnitt und schürt die Hoffnungen auf einen britischen Sieg am Fort. Doch er büsst im Mittelteil an Boden ein und kann den Rückstand im unteren Teil nicht mehr wettmachen und bleibt hinter Daprela, während Pierron heuer bereits den zweiten Weltcup gewinnt. «Ich musste mich innerlich anfeuern, um noch mehr aus mir rauszuholen. Es war so schwierig wie noch nie in Fort William und der Wind machte es oben nicht einfacher. Einfach krass, dass hier wieder gewinnen konnte», sagt Pierron, der den dritten Fort-William-Sieg (keine Rennen am Fort in 2020 und 2021) in Folge feiert.

Enttäuscht, dass nichts aus dem Sieg wurde, ist Laurie Greenland dennoch nicht: «Beklagen darf ich mich definitiv nicht. Ich hatte ein grossartiges Weekend mit meinem Team, und auch dank all den britischen Fans und meiner Familie am Streckenrand. Mit Rang drei bin ich zufrieden, es wurmt mich zwar, dass es so knapp nicht zum Sieg gereicht hat, die Franzosen waren aber einfach zu stark.»

Amaury Pierron führt im Gesamtklassement mit jeweils 166 Punkten Vorsprung auf Laurie Greenland und Benoit Coulanges, bei den Frauen liegt Camille Balanche 65 Punkten vor Myriam Nicole und 110 Punkte vor Valentina Höll.

Resultate Elite Männer