Geschafft! Mathias Flückiger triumphiert beim Mount-Sainte-Anne-Weltcup | Ride MTB

Geschafft! Mathias Flückiger triumphiert beim Mount-Sainte-Anne-Weltcup

Das lange Warten hat ein Ende: Mathias Flückiger gewinnt in Mont Sainte Anne Kanada zum ersten Mal in seiner Karriere ein Weltcup-Rennen. Flückiger siegt nach einem dramatischen Rennen mit 15 Sekunden Vorsprung auf Gerhard Kerschbaumer und 23 Sekunden vor Titouan Carod aus Frankreich. Weltmeister Nino Schurter wird nach einem Kettenriss Siebter – gewinnt aber vorzeitig den Gesamtweltcup.

Das 25. Weltcup-Rennen in Mont Sainte Anne wird als historisches in die Annalen eingehen. Nicht nur wegen des Silber-Jubiläums. Die Zuschauer sehen bei grosser Hitze den ersten Sieg auf einem Thömus-Bike, den ersten für Mathias Flückiger, der an der Stätte seines U23-Weltmeistertitels von 2010 triumphiert und den ersten Cross-Country-Sieg für Ralph Näf als Team-Manager.

Weltmeister Nino Schurter muss aus der dritten Reihe starten und braucht deshalb etwas, bis er in den vorderen Positionen auftaucht. Als er dann vorne liegt, zieht er in einer technischen Abfahrt die Spitzengruppe auseinander. Der Neuseeländer Anton Cooper ist es, der die Lücke zu Schurter schliesst. Das muss er mehrfach tun, hinterlässt dabei allerdings in den Anstiegen einen starken Eindruck. Das Duo kann seinen Vorsprung bis zum Ende der dritten Runde auf zehn Sekunden ausbauen, hinter ihnen folgen Gerhard Kerschbaumer, Mathias Flückiger und Titouan Carod. Doch im neuen Streckenteil «La Perdix» nimmt für Schurter das Schicksal seinen Lauf. In einem Switchback-Anstieg reisst ihm die Kette. Dadurch wird auch Cooper aufgehalten und der Vorsprung ist weg. Schurter fällt bis nach dem Wechsel auf Rang 13 zurück, kämpft sich noch bis an die siebte Stelle, doch auf Rang sechs ist die Lücke dann zu gross.

Vorne ist so eine vierköpfige Gruppe entstanden, in der wechselweise Kerschbaumer, Flückiger und Cooper die Führung übernehmen. Carod wird immer mal wieder etwas distanziert, kommt aber wieder zurück. In der vorletzten Runde übernimmt Mathias Flückiger am Zig-Zag-Anstieg das Kommando. In der folgenden Abfahrt entfacht er Druck, Kerschbaumer strauchelt und die Lücke geht auf. Anton Cooper wird aufgehalten, doch es gelingt dem Neuseelnder bis zum Beginn der letzten Runde die sechs Sekunden Abstand auf Flückiger wieder zu schliessen. So geht das Duo in die Schlussrunde, beide kämpfen um ihren Premieren-Sieg. Als es auf den zweiten Teil der Schleife geht, greift Cooper an, doch Flückiger kann am Hinterrad bleiben. Als Cooper die Attacke einstellt, kontert Flückiger und geht als Erster in den folgenden Switchback-Anstieg.

In der nächsten Abfahrt «La Beatrice» wirds dramatisch. Flückiger erwischt die Einfahrt in die Felspassage wie immer sehr gut, Cooper muss kurz stoppen, verliert das linke Pedal und stürzt kopfüber. Sein Bike fliegt über die Streckenbegrenzung hinunter. Cooper ist konsterniert. Er steigt zum Bike hinab, richtet den Lenker, wirkt aber völlig angeknockt. Am Ende wird er nur Sechster. Mathias Flückiger bringt seinen Vorsprung sicher nach Hause, obschon Kerschbaumer hinter ihm noch mal aufwacht.
 
«Die letzten vier Wochen war das Training so gut und ich habe Motivation gefunden. Es ist wirklich eine Belohnung. In den vergangenen Weltcups hatte ich immer Pech, aber heute ist es aufgegangen. Ich war heute auch stark im Kopf und ich denke, ich bin auch taktisch gut gefahren, bin ruhig geblieben», kommentierte Mathias Flückiger seinen Sieg. «Mont Sainte Anne taugt mir, hier läuft es immer. 2010 war ich Weltmeister auf dieser Strecke und jetzt der erste Weltcupsieg, das ist so geil.»
 
Nino Schurter kann trotz seines Pechs vorzeitig den Weltcup-Gesamtsieg verbuchen, seinen sechsten insgesamt, weil Mathieu van der Poel auf den Weltcup verzichtete (und EM-Silber auf der Strasse gewann) und Henrique Avancini als Gesamt-Dritter nur Neunter wurde. «Ich wollte natürlich um den Sieg fahren und nicht knapp um die Gesamtwertung», meinte er dennoch etwas enttäuscht. «Ich hatte schon viel mal Glück, jetzt halt mal Pech.» Zum Malheur meinte der Weltmeister: «Ich brauchte bis in Position war, als es so richtig los ging, da ist mir die Kette gerissen. War schade! Ich habe mich fast hundert Prozent gefühlt, ein wenig hatte ich noch die Bronchien gespürt, aber eigentlich sehr gut», erklärte Nino Schurter. «Zuerst habe ich mich noch motiviert, aber als der Abstand zu sechs so gross war, habe ich mich dann zurückgenommen, auch weil ich ja zuletzt noch krank war», erklärte er.