Geht es der UCI an den Kragen? | Ride MTB

Geht es der UCI an den Kragen?

Der Radsportweltverband UCI gerät in den Strudel der Corona-Weltgesundheitskrise: Die unzähligen Absagen von Wettbewerben belasten den Verband finanziell schwer. Ein Massnahmenplan mit rigorosem Sparkurs soll den Verband am Leben erhalten. Als besonders wichtige – und aktuell versiegende - Einnahmenquelle wird der Mountainbike World Cup genannt.

Die Auswirkungen der Weltgesundheitskrise auf den internationalen Kalender der UCI sind beträchtlich: Bis heute hat die UCI mehr als 650 Anträge von Organisatoren auf Verschiebung oder Absage von Veranstaltungen über einen Zeitraum erhalten, der sich derzeit bis zum Monat August erstreckt. Rennrad und Mountainbike sind die am stärksten betroffenen Disziplinen. So sind beispielsweise der Giro d'Italia, die Tour des Flandres und Paris-Roubaix, drei UCI WorldTour-Veranstaltungen betroffen. Ebenso sind die UCI-Mountainbike-Weltmeisterschaften im Cross-Country in Albstadt verschoben. Zudem sind mehrere Läufe des Mercedes-Benz UCI-Mountainbike-Weltcups von Verschiebungen betroffen, während andere auf Wunsch der Organisatoren abgesagt werden mussten. Die UCI-Weltmeisterschaften für BMX-Rennen wurden ebenfalls verschoben, auch den Para-Cycling-Straßenrennen drohen eine Absage.

Zu dieser bereits schwierigen Situation kommt noch die Verschiebung der Olympischen und Paralympischen Spiele Tokio 2020 hinzu. Der UCI entstehen durch die zahlreichen nicht stattfindenden Wettbewerbe substantielle finanzielle Einbussen, beispielsweise durch nicht eingezogene oder zurückerstattete Anmeldegebühren.

Mountainbike Weltcups von besonderer Bedeutung

Besonders schädlich für die UCI wirke sich der Wegfall der Mountainbike-Veranstaltungen aus, der Verband schreibt dazu in der Pressemitteilung: «Die Läufe des Mercedes-Benz UCI Mountainbike-Weltcups sind für unsere Organisation hinsichtlich der Einnahmen von besonderer Bedeutung.» Der Radsportweltverband, der – könnte man meinen - mit fossilen Energieträgern eigentlich wenig oder gar nichts zu tun hat, erstaunt in der Pressemitteilung mit dieser Passage: «Schließlich ist anzumerken, dass das Vermögensportfolio unseres Verbandes unter den Auswirkungen der Pandemie auf den Finanzmärkten in Verbindung mit dem Einbruch der Ölpreise gelitten hat.»

Der UCI-Verwaltungsausschuss hat einen Kosteneinsparungsplan mit den folgenden Hauptpunkten genehmigt, um den Verband so gut wie möglich auf Kurs zu halten:

  • Die Führungskräfte der UCI (gewählte und höhere Führungskräfte) haben beschlossen, ihre Gehälter oder Vergütungen zu kürzen
  • Vollständiger oder teilweiser Urlaub - in unterschiedlichen Prozentsätzen - für alle 130 Angestellten der UCI und UCI WCC
  • Einstellungsstopp für einen unbestimmten Zeitraum
  • Totale Revision der Projekte und Ziele, die für 2020 und die folgenden Jahre festgelegt worden waren, sowie der laufenden Projekte.
  • Redimensionierung von Solidaritätsprojekten für nationale Verbände.
  • Einführen von virtuellen Treffen für den Vorstand, UCI-Kommissionen und Seminare.
  • Prüfung (im Gange) der Verträge von Dienstleistungsanbietern bei Veranstaltungen, Beratern und allgemeinen Anbietern.

Statement von UCI-Präsident David Lappartient:

«Unser internationaler Verband befindet sich in einer Krise, wie wir sie seit dem Zweiten Weltkrieg nicht mehr erlebt haben», erklärt UCI-Präsident David Lappartient. «Untätigkeit trifft Athleten, Teams, Organisatoren, Partner und die große Mehrheit der Menschen und Organisationen, die zur Vitalität unseres Sports in allen seinen Disziplinen beitragen. Die UCI, der Dachverband des Radsports, ist davon nicht verschont geblieben, ganz im Gegenteil. Die Verschiebung der Olympischen und Paralympischen Spiele Tokio 2020, die Vervielfachung der Verschiebungen und Absagen von Veranstaltungen im internationalen Kalender der UCI und die Unsicherheit, die auf dem zweiten Teil der Saison lastet, haben große Auswirkungen auf unseren Sport im Allgemeinen und unseren Verband im Besonderen. Es ist an der Zeit, dass die Radsportfamilie sich zusammenfindet und als eine Einheit unseren Sport darauf vorbereitet, sich von dieser gesundheitlichen und wirtschaftlichen Krise zu erholen, von der er betroffen ist. Jeder von uns ist aufgerufen, vereint, verantwortungsbewusst und stark zu sein. Aus diesem Grund hat die UCI einige drastische Maßnahmen ergriffen, die es ihr ermöglichen sollten, dem Sturm standzuhalten. Diese Entscheidungen sind schwierig, aber notwendig, wenn wir den Radsport nach Covid-19 wieder aufbauen wollen.»

uci.org