Flowtrail fahren ist wie Sex oder warum «Chügeli-Bahnen» toll sind. | Ride MTB

Flowtrail fahren ist wie Sex oder warum «Chügeli-Bahnen» toll sind.

Bei jeder Ankündigung eines neuen Flowtrails freuen sich die einen – die anderen sehen darin jedoch Anlass zum meckern. «Nicht schon wieder ein Flowtrail!» Ich nenne euch drei unpolitische Gründe, warum ihr euch nicht beklagen solltet (aber natürlich dürft), wie man darauf den Spass steigern kann und was das mit Sex zu tun haben soll.

Mountainbiker mögen Singletrails. Egal ob flowig, verwurzelt oder steinig – aber doch am liebsten natürlich, oder zumindest nicht zum Zwecke des Mountainbikens flachplaniert. Zu diesen Geländefahrradfahrern gehöre auch ich. Meine aktuell favorisierten Trails sind langsam, sehr technisch und erfordern auch mal etwas Rumgehüpfe. Das heisst aber nicht, dass ich deswegen Flowtrails scheisse finde oder nie darauf fahren würde – im Gegenteil. Ich erfreue mich ganz allgemein ab deren Existenz und fahre nicht selten darauf. Vielleicht nimmt das Fahren auf «Chügelibahnen» nur etwa zehn Prozent meiner gesamten Bike-Zeit ein. Während dieser Zeit habe ich aber ordentlich Spass, und den könnt auch ihr haben, selbst ihr diese Trails bisher doof fandet.
 

1. Skifahren lernen auf schwarzen Pisten?

Der wohl grösste Anteil an Mountainbiker freut sich über Flowtrails, da die meisten dieser Trails mit einem geringen technischen Fahrkönnen zu bewältigen sind. Noch nie waren so viele Familien gemeinsam auf den Bikes zu sehen wie während dieser Saison, und das ist doch eine schöne Entwicklung! Ausser ihr findet bikende Familien ätzend, dann ist die Abneigung gegen Flowtrails natürlich legitim – nein, sogar erwünscht (wer es nicht verstanden hat, das war ironisch gemeint)!
 
Und ganz ehrlich, etwas erlernen macht man doch am besten dort wo die Anforderungen tief sind. Oder habt ihr die ersten Schwünge mit den Skiern auf der schwarzen Piste gemacht? Habt ihr in der Berufslehre schon die Geschäftsleitung übernommen? Wohl weniger – Ausnahmen gibt’s immer, aber ich machte meine ersten Bike-Versuche auf einer Schotterstrasse – also auf weniger als ein Flowtrail.
 

2. Öffnet euch, ihr verbrennt dabei nicht!

Vielen Reaktionen nach könnte man meinen, Flowtrails wären schlecht, ja gar böse. Manchmal ist eine regelrechte Angst zu fühlen, als Biker des harten Kerns könnte man verbrennen wenn man einen solchen Trail fährt – wie ein Vampir der mit dem Tageslicht in Kontakt kommt.
 
Letzteres könnten Mythen sein, denn in meinem Umfeld leben alle Wurzelliebhaber noch, die sich je auf eine Chügelibahn (Murmelbahn) begaben, inklusive ich. Also probiert es aus, es wird deswegen niemand entmannt, verbrannt oder gar gemobbt.
 

3. Flowtrail fahren ist wie Sex

«Scheisse, sind Flowtrails langweilig!» Entschuldigt diese unschöne Wortwahl aber dieser Satz entgleist ausnahmslos versierten Mountainbikern, kaum aber Profis oder anderen technisch hervorragenden Bikern. Wer ein gewisses Können hat, dem bietet ein solcher Trail keine Herausforderungen – sofern man passiv durchrollt, stimmt das auch.
 
Richtig gute Biker pflegen oft eine aktive und spielerische Fahrweise. Und hier greift der Vergleich mit dem Sex als Metapher für Spass auf dem Flowtrail. Wer regungslos im Bett liegt, darf nicht erwarten, dass dann der Sex noch gut ist. Also bewegt euch auf diesen angeblich langweiligen Trails, seit kreativ und macht was daraus, dann kommt auch der Spass mit samt den Herausforderungen automatisch zurück.
 

Kreativ sein? bewegen?

Kurven haben einen gegebenen Radius mit genügend Platz für «Ausschweifungen». Es lässt sich zum Beispiel hoch rein und tief rausfahren und umgekehrt, oder auch die Kurve eng fahren und die Überhöhung komplett auslassen. Auch eine Möglichkeit ist – das hören die Trail-Bauer zwar nicht gerne – die Kurve «schletzen» (Schweizer Mundartwort für {die Tür} zuschlagen).
Letzteres ist auch für gute Fahrer eine schöne Herausforderung. Ich gebe zu, mir fehlt etwas der Mumm dieses Manöver mit vollen Einsatz zu probieren. Die Energie die man mit in die Kurve bringt, kann einen ganz schön vom Stuhl hebeln.

Im Video wird gezeigt, wie es richtig geht – spult eine halbe Minute vor, falls euch das Gelaber des Urhebers nicht interessiert.

 

 
Flowtrails haben oft viele Wellen aber keine offensichtlichen Sprünge. Wer aber die Luftfahrt im Blut hat, probiert mal zwei Wellen zu überspringen oder kleine Tweaks über einzelne Wellen zu machen. Immer noch zu langweilig? Probiert mal eine und dann mehrere Kurven hintereinander im Manual zu fahren. Schaft ihr das, könnt ihr bald ein Wheelie-Wednesday-Featuring mit Wyn Masters machen.
 
So, genug der Lobrede und aufmunternden Worte oder Bekehrungsversuche. Geht raus und spielt mit euren Bikes. Ich bin sicher, ihr werdet auf den einst den langweiligen Trails plötzlich Spass haben.