Drift-Debatte: Das sagen die Trail-Bauer übers Hinterrad blockieren. | Ride MTB

Drift-Debatte: Das sagen die Trail-Bauer übers Hinterrad blockieren.

Hinterradblockieren, driften, Staub aufwirbeln: Völlig ok oder ein No-Go?

Ein Mountainbiker schiesst einen Trail runter, driftet lässig in die Kurve, um ebenso flink wieder rauszufahren. Solche Sequenzen wirbeln in Videos nicht nur viel Staub, sondern auch die Kommentarspalten auf Social Media, Videokanälen und Websites auf. Man ist sich einig, solche Manöver sind ein No-Go! Sie zerstören die Trails und sind respektlos gegenüber den Wegmachern. Doch ist das wirklich so schlimm? Vier Trail-Bauer geben Auskunft.

Die meisten Trail-Bauer teilen die Meinung, dass mit blockierten Hinterrädern Trails runterschiessen nicht in Ordnung ist. Doch sie präzisieren ihre Meinung auch. Philipp Bont von Vast Trails ruft deshalb ins Bewusstsein: «Kaum ein Mountainbiker, der nur halbwegs zügig unterwegs ist, schafft es, einen Trail komplett ohne blockiertes Hinterrad zu fahren.» Diese Aussage macht klar, Bont will keine Hexenjagd und mit dem Finger auf diejenigen zeigen, die einen aktiven Fahrstil pflegen. Für Rafael Rhyner von Trailworks ist das Andriften – ein sogenannter Scandinavian Flick – Teil einer guten Fahrtechnik. «Bei einer guten Ausführung ist das wenig problematisch, da beim Rutschen kaum Druck auf dem Hinterrad liegt und die eigentliche Bremswirkung am Vorderrad stattfindet.»

Eine gute Fahrtechnik ist Trail-schonend

Dass ein gekonnter Drift viel Spass bereitet und Teil einer guten Fahrtechnik ist, da sich sind die vier Trail-Bauer Bont, Rhyner sowie Ueli Guntli, Leiter Bike- und Wanderwege in Laax und Pirmin Kündig von ‘Wegdynamik’ einig. «Was mich hingegen stört, wenn Leute viel zu schnell drauf losfahren und dann versuchen die fehlende Fahrtechnik mit Hinterradblockieren wettzumachen», sagt Guntli. Eine gute Fahrtechnik sieht auch Pirmin Kündig von der Firma Wegdynamik als Trail-schonend an, hebt dabei aber die Schulung heraus: «Die Fahrtechnik, aber auch das Verhalten beginnt beim Nachwuchs. Wenn wir beim Kids-Bike-Training das Fahren mit blockierten Rädern vorleben, dann sehen sie das normal an und sie stacheln sich an, es noch weiter auf die Spitze zu treiben. Somit sind wir überzeugt, dass die richtige Schulung am Trail-schonendsten ist.»

Problem Grundgeschwindigkeit

Aktuell sieht Kündig das Problem aber auch bei den hohen Geschwindigkeiten: «Die heutigen Enduro-Bikes ermöglichen es, auf Singletrails sehr hohe Tempi zu fahren. Je höher die Geschwindigkeit, umso stärker leiden die Anbremszonen. So finden wir, soll man sich auf Singletrails mässigen und deutlich kontrollierter fahren. Bei ausgewiesenen Biketrails, vor allem in Bikeparks ist das auch mal ok. Schliesslich sind diese dafür da, um seine Grenzen auszuloten. Diese Meinung teilen auch Bont, Guntli und Rhyner.

Beim Biken auf Wanderwegen appelliert Ueli Guntli auf den Respekt: «Wege können bei harten Bremsmanövern schnell Schaden nehmen. Auf Pfaden, die oft über 100 Jahre existieren, bin ich selbst eher zurückhaltend unterwegs. Das hat auch mit Respekt vor den früheren und den heutigen Wegmachern, aber auch allen Wegnutzern zu tun.» Das Problem bei Wanderwegen liegt oft auch im Unterhalt. Dort werden Abnutzungen nicht so schnell geflickt wie auf ausgewiesenen Biketrails oder Bikepark-Strecken. Während starken Regenfällen werden aus Abnutzungen sehr schnell grössere Schäden. Solche, da sind sich die vier Trail-Bauer einig, gilt es auf Wanderwegen zu vermeiden.

 


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