Das «Show-Girl» für Kaliforniens Bike-Broadway kommt aus dem Aargau | Ride MTB

Das «Show-Girl» für Kaliforniens Bike-Broadway kommt aus dem Aargau

Als Importeur von Turner und Revel-Bikes veredelt Marc Wohler für die US-Marken Show-Bikes nach allen Regeln der Kunst. Das macht er alljährlich auf das Sea-Otter-Festival in Kalifornien – dem Broadway für Bike-Verrücktheiten. Dieses Jahr griff Wohler für sein neustes Projekt so tief in die Teilekiste, wie es nur wenige können. Im Interview verrät er Hintergründe zum Bike, aber auch wie seine Firma zu dieser Ehre kam oder was er an kleinen Herstellern schätzt.

Wie kommt es, dass eine kleine Aargauer Firma wie Flowrider Racing für US-Bike-Marken Show-Bikes veredelt?
Das hat sich irgendwie so entwickelt. Mir gefallen auffällige Bikes, und ich hebe gerne die geniale Arbeit anderer hervor. David Turner mag die Bikes schwarz, was natürlich vielen sehr gefällt, jedoch nicht ideal ist wenn es darum geht die Aufmerksamkeit der Leute zu gewinnen.
Wir sind eine ganz kleine Firma und verkaufen nicht sehr viele Bikes. Aber mit den Show-Bikes kann ich unseren Partnern etwas zurückgeben und sie schätzen das sehr. Der Werbeeffekt für sie ist riesig und ich kann so meine Wertschätzung für kleine Firmen mit besten Produkten zum Ausdruck bringen.

Die wichtigen Festivals sind alle abgesagt. Deiner Medienpräsenz nach war die ganze Arbeit aber nicht umsonst?
Leider ja, alles ist abgesagt und wir haben, wie viele andere, eine Menge Geld verloren. Wie jedes Jahr wären wir, für einen Monat in die USA geflogen, hätten alle unsere Freunde und Geschäftspartner besucht und hätten dann das Bike am Sea-Otter-Festival präsentiert. Ich war mir sicher, dass wir ohne Bike zurück fliegen, es wäre nicht das erste Mal gewesen, dass wir es direkt am Event verkauft hätten.
Und dann kam halt alles anders. Damit nicht die ganze Arbeit umsonst war, habe ich die Geschichte zum Bike und die Infos zu den Custom- und Prototypen-Teilen aufgeschrieben und an die Mountainbike-Medien geschickt. Und was soll ich sagen – das Bike hat weltweit eingeschlagen wie eine Bombe! Das Feedback und die Reichweite ist überwältigend.

Wenn du die Messeauftritte in USA und in der Schweiz vergleichst, wo stossen deine edlen Bikes auf grösseres Interesse?
Das ist schwierig zu sagen. Im grossen und ganzen schon in den USA.

Und wo ist das Interesse danach grösser?
Das Interesse ist dann eigentlich weltweit sehr gross. Gleich Anfang dieser Woche habe ich ein Ancillotti «Scarab Evo 29» Custom Bike für über 16'000.- Franken in die USA verkauft.

Mit Turner hattest bereits eine exotische Marke im Portfolio, nun mit Revel wieder. Wie gross ist die Nachfrage an solchen Bikes?
Natürlich nicht riesig. Aber wir konnten uns einen sehr treuen Kundenstamm aufbauen, der sich laufend vergrössert. David Turner ist ein Pionier, Revel eine junge Marke mit sehr viel Know-How. Uns ist es wichtig kleine Unternehmen zu fördern und am Leben zu halten. Ich möchte nochmals betonen, dass hinter den Bikes, den Parts, den Lackierungen und dem Aufbau kleine Genies stecken, die mit vollster Leidenschaft, Hingabe und Perfektion für Ihre Arbeit leben. Das darf einfach nicht im Kommerz und Massenkonsum untergehen.

Auf dieses Frühjahr hast du dich für das Revel Rascal entschieden, mit einer speziellen Farbwahl die mit deiner Bike-Geschichte zu tun hat.
Ja genau, ich habe im Jahr 1992 angefangen zu biken. Damals war ich zehn Jahre alt. Ich bin dann auch gleich die ersten Cross-Country-Rennen gefahren und habe aber schnell zum Downhill gewechselt und bin 15 Jahre lang Downhill-Rennen gefahren.
Ungefähr im Jahr 1995 habe ich eines meiner ersten Custom-Bikes aufgebaut, für meinen Vater. Es war ein Klein Pulse in der Farbe «Deep Forest Green», mit einer Rock Shox «Mag 21» Federgabel, Magura HS22-Bremsen, Hügi-Naben, Mavic «Sup Ceramic» Felgen und weissen Panaracer-Reifen. Das Bike war wunderschön.
Deshalb habe ich mir gedacht, das baue ich doch einfach noch einmal und zwar mit einem Bike das ich heute fahren will.

Der Rahmen aus den USA, die Teile aber praktisch alle aus der Schweiz, sowie aus den Nachbarländern Deutschland und Italien. Der Lokalbezug ist lobenswert, aber woher kommt dieser? Liefern diese kleinen Firmen die bessere Qualität als die grossen?
Ich habe die 1990er Bike-Jahre nie vergessen. Dabei zu sein, wie eine neue Sportart entsteht und alle diese unglaublichen technischen Entwicklungen mitzuerleben und mitzumachen war für mich das Grösste. Ringlé, Grafton, Machine Tech, Paul Components, White Industries, AC, STM, usw. Diese Parts waren und sind an meinen Bikes. Das waren auch kleine Firmen, die aber wunderschöne und hochwertige Parts machten. Leider gibt es nicht mehr alle diese Firmen. Aber mit Paul und White Industries arbeite ich immer noch zusammen.
Und dann kamen halt noch all die neuen kleinen Firmen dazu – ONYX Racing Products, RevGrips, Ingrid, Ceetec, EXT Racing Shox, Intend, und viele Weitere. Ganz ehrlich – ich liebe es einfach mit diesen talentierten und sehr netten Menschen zusammenzuarbeiten!
Ein gutes Beispiel ist Christian von Ceetec, der einfach einen Downhill-Lenker nach meinen Vorstellungen gebaut hat. Und dieser Lenker erzielte jetzt bei der deutschen Prüfgesellschaft weitaus das beste Resultat aller getesteten Lenker. Sie konnten ihn nicht zerstören. Also ein klares Ja, die Qualität ist besser bei diesen Parts.

Oft sind an deinen Show-Bikes Prototypen-Teile auszumachen. Woher kommt der Zugang zu solch raren Teilen?
Ich bin immer in einem regen Austausch mit meinen Partnern und Lieferanten, gebe Feedback zu den Parts und mache Vorschläge für Verbesserungen. Oft lasse ich auch Extraanfertigungen erstellen, weil ich für ein Bike etwas ganz Spezielles brauche oder mit der Standard-Abstimmung nicht zufrieden bin. Ich lasse dann jeweils einfach nicht locker bis ich genau das habe, was ich mir vorstelle.
Durch diesen regen Kontakt weiss ich meistens schon sehr früh, was in Zukunft rauskommen wird und bekomme dann oft Prototypen zum testen.
Im letzten Dezember ist Franco Fratton (der Chef und Besitzer von EXT Racing, Italien) sechs Stunden mit dem Zug von Italien zu mir gereist und wieder zurück, um einen Nachmittag lang mit mir über die zukünftigen Dämpfer und Gabeln zu sprechen. Das zeigt mir, dass meine Meinung und die Zusammenarbeit mit uns geschätzt wird.

Sind deine Show-Bikes auch zu erwerben? Und wenn ja, was kostet dieser Luxus?
Ja, die stehen alle zum Verkauf, respektive sind bereits alle verkauft – bis auf das aktuelle Revel Rascal. Das würde 17'150.- Franken kosten, sobald ich das Go für den Verkauf der Prototypen bekomme.

Hast du bereits Ideen für dein Showbike 2021 oder lässt du dich im Laufe des Jahres inspirieren?
Ja, das nächste Bike ist bereits komplett fertig in meinem Kopf. Ich denke es wird schon auf den TestRIDE im September fertig sein.
Die Sea-Otter-Classic 2021 ist noch etwas weit entfernt, so weit bin in noch nicht ganz. Aber Revel stellt im Juni ein neues Modell vor und das sieht super nice aus. Das 2021er Show-Bike werde ich dann wohl mit diesem Rahmen aufbauen.

www.flowriderracing.com

Das Revel im Detail

Im Trail- respektive Allmountain-Bike Revel Rascal steckt Detailarbeit von A bis Z. Sogar der Federweg mit 142 Millimeter am Heck und 150 Millimeter Federweg an der Front ist etwas üppiger als der des Serien-Bikes. Das Rascal ist ein wahrer Eyecatcher und dazu trägt jede einzelne Komponente ihren Teil bei. Wohler hebt folgende Produkte des Custom Revel hervor:
Der Carbon-Rahmen wurde von Cycleworks' Stefan Utz in den originalen Klein-Farben lackiert. Komplett, mit Cush-Core-Reifen-Inserts und Pedalen, wiegt der Twentyniner 14.53 Kilogramm.
-    Ceetec/Flowrider Racing: Prototyp DH-Carbon-Lenker
-    Ceetec: C10 Carbon Hinterradachse
-    Ceetec: C1 Custom Sattel. Es ist eine Vegan-Version für Flowrider Racing, die als Vegetarier kein Leder toter Tiere an den Sätteln möchte.
-    Braking: Prototyp deren INCAS-Bremsen-System
-    Intend: brandneue Edge New-Age-Gabel und Hover-Dämpfer
-    Ingrid: Prototyp 12-Gang Wechsler
-    Cycleworks / Stefan Utz: Paintjob in den originalen Klein-Farben
 

CEETEC / Schweiz

Laufradsatz Revolution27
Bestehend aus Ceetec’s asymmetrischen 29-Zoll revolution27-Carbon-Felgen, kombiniert mit Onyx Vesper-Boost-Naben mit Ceramic-Innenlager, 28 DT Swiss Aerolite Speichen. Sein Gewicht liegt bei 1’545 Gramm.

Flaschenhalter C1
Der C1-MTB-Flaschenhalter ist einer der Beliebtesten im Cross-Country-Weltcup. Aus Vollcarbon bietet er maximale Festigkeit dank flexiblen aber starken Flügeln, die Trinkflaschen sicher halten. Dank 4-Loch-Aufnahme passt die 23 Gramm leichte C1-Halterung an jeden Rahmen.

Sattelstützenklemme C1 Custom
Form follows function: Mit dem Verständnis über die Kräfte, die eine solche Klemme aushalten muss, ist die 7.4 Gramm schwere C1-Custom-Carbon-Klemme entstanden.

Handlebar DH C1
Der Downhill-Lenker C1 beschreibt die perfekte Zusammenarbeit zwischen Flowrider Racing und Ceetec®. Die Entwicklung dieses neuen Lenkers wurde im Sommer 2019 begonnen. Das Resultat ist ein High-End-Lenker in 800 Millimeter Breite, 25 Millimeter Rise und sieben Grad Kröpfung bei nur 209 Gramm, abgerundet mit einem Carbon-UD-Finish

C10 Carbon Custom-Achse
Die C10-Carbon-Achse ist die Verbindung zweier Enden in schönster Form. Jede Achse wird individuell durch Auswahl der feinsten Materialien hergestellt. Geschaffen mit der gewohnten Liebe und Performance von Ceetc® kommt diese Achse in 174 Millimeter Länge, Custom Gold und M12x1.75-Gewinde. Montiert wird sie mit einem fünf Millimeter Inbusschlüssel. Sie wiegt lediglich 32 Gramm.

C1-Carbon-Sattel mit Custom Softcover
Die Sitzstabilität und damit die Kraft, die mit diesem Sattel erreicht werden kann, ist einzigartig. Vollcarbon-Konstruktion, zusammen in einer massgefertigten «veganen» Version für Flowrider Racing, die als Vegetarier kein Leder toter Tiere an den Sätteln möchte.
Der massgefertigte Thermo-Memory-Schaum im Inneren sorgt für den perfekten Sitzkomfort. Breite 148 Millimeter, 90 Millimeter Sattelgestänge für ein grosser Einstellbereich, bei 152 Gramm.
 

INGRID Components / Italien

Prototyp-Wechsler-, Kassette- und Kurbel mit Kettenblatt.
Ingrid ist eine junge Marke aus Italien mit einer neuen Vision im Design von Schaltungskomponenten . Ingrid ist die Fusion verschiedener Berufsgruppen: Designer und Ingenieure, aber auch gestandener Mountainbiker, welche die Komponenten ihrer Bikes analysieren und testen. Das Resultat ist ein 12-Gang Wechsler im Prototypenstadium. Er wiegt 265 Gramm und jedes seiner Einzelteile soll austauschbar sein.
 

BRAKING Bremsen / Italien

Braking wurde im Jahr 1990 gegründet und stellte Motorrad-Bremsscheiben für den Aftermarket her. Im Jahr 2018 bringt Braking ein komplettes Bremssystem für Fahrräder auf den Markt. Mit einer Erfolgsbilanz von 119 Motorrad-Offroad-Weltmeisterschaften überträgt Braking® sein Portfolio an innovativen Konzepten in den Fahrradbereich: Schwimmend gelagerte Bremsscheiben bieten im Allgemeinen die beste Leistung im Bezug auf die Verwindungssteifigkeit, sind jedoch strukturell schwächer als feste Scheiben, wenn es um die seitliche Belastbarkeit geht. Da bei Fahrrädern sowohl die Verwindungssteifigkeit als auch die Seitenfestigkeit von grundlegender Bedeutung sind, bringt Braking das neueste halbschwimmende S3-Scheibenkonzept auf den Markt. Dieses vereint die positiven Eigenschaften von schwimmenden und festen Scheiben. Darüber hinaus präsentiert Braking eine Reihe von leichten fixen Bremsscheiben und eine Reihe von hochdruckgesinterten sowie organischen Bremsbelägen.

Das Rascal ist mit einem Prototyp der neuen Version des Bremsen-Komplettsystems ausgestattet, mit folgenden Neuerungen und Verbesserungen:
- Es wurden mehr als 100 Gramm gegenüber der «alten» Version eingespart.
- Die Bremsen sind komplett CNC-gefertigt.
- Neue Bremsleitung mit dickerer Stahlflextleitung (Ø 5mm.) für eine bessere Installation und grössere Gewichtseinsparung.
- Neue Bremsbeläge: Hier kommen Bremsbeläge mit einer breiteren Oberfläche zum EInsatz. Diese bieten mehr Biss bei einer besseren Wärmeableitung.
- Die hydraulischen Durchgänge wurden verbessert, damit die Kolben flüssiger arbeiten.
- Die Bremsleistung wurde verbessert.
 

INTEND BC / Deutschland

Intend ist Funktion, Qualität, Nachhaltigkeit und Fairness in Einem.
Und Intend ist «Mister ‘Es gibt immer was, das man besser machen kann» Cornelius Kapfinger.
Gewicht, Funktionalität, Design, Steifigkeit – es gibt viele Parameter die am Anfang einer Entwicklung beachtet werden müssen. Cornelius' persönliches Ziel ist es, Fahrradteile zu bauen, die besser sind als die gängigen. Und darüber hinaus werden sie zu fairen Bedingungen hergestellt. Faire Preise mit fairen Löhnen sowie ein gutes und zuverlässiges Verhältnis zu allen Lieferanten und Kunden ist die Grundlage eines jeden Geschäfts – auch das von Kapfinger.

Hover-Dämpfer
Ein Luftfederbein mit dem Ansprechverhalten eines Stahlfederbeins.
Die Optik kommt von der Serien- anstatt einer Parallelschaltung von Dämpfung und Luftfeder. Letztere befindet sich darin, was wie ein Ausgleichsbehälter ausschaut, die Dämpfung im Hauptkörper.
Die Vorteile dieser Bauweise sind: Dankdem weniger Dichtungen benötigt werden und diese immer im Öl laufen, trocknen diese nicht aus und ihre Lebensdauer ist länger. Auch ist das Losbrechmoment geringer und somit ähnlich dem eines Stahlfederdämpfers. Im Weiteren dient die gesamte Aussenfläche der Wärmeableitung, was den Hover-Dämpfer weniger überhitzen lässt.
Dieses futuristisch anmutende Federbein verfügt über zahlreiche Einstellmöglichkeiten und einen Softlock-Hebel. Dieser verhärtet den Dämpfer, schliesst ihn aber nicht komplett. So nimmt auch der Dämpfer keinen Schaden, sollte man vor der Abfahrt vergessen ihn zu öffnen.

Edge «New Age» Federgabel
In den vergangenen zwei Jahren hat Cornelius Kapfinger an vielen Details gearbeitet, um die Technik der Gabel zu verbessern und der Perfektion näher zu kommen.
«New Age» beschreibt Neuerungen einer ganzen Reihe von Details der Intend-Edge-Gabel: Weniger Masse am Schaft, mehr Masse in der Krone (nicht nachrüstbar), neue Kabelführung, neue und höhere Buchsen (nachrüstbar), leichtgängige SKF-Dichtungen als Abstreifer/Öldichtungen (nicht nachrüstbar), schwere und leichte Achsen mit gerändelten Klemmflächen (nachrüstbar) sowie neue Achsadapter 20to15 (nicht nachrüstbar), CNC-gefertigte Einstellknöpfe (nachrüstbar) und die Royal Flush-Beschichtung (nachrüstbar).
Diese Federgabeln werden zu 98 Prozent in Deutschland in kleinen Stückzahlen hergestellt und Stück für Stück von Hand in Freiburg zusammengebaut.