Noch nie zuvor wechselte beim Absa Cape Epic die Führung des Rennens auf der letzten Etappe. Am knappsten war es 2007, als Karl Platt und Stefan Sahm mit einem Vorsprung von dreieinhalb Minuten auf den zukünftigen Tour-de-France-Star Jakob Fuglsang und Roel Paulissen den Sieg erringen konnten. Nach acht Tagen im Gelben Trikot gewann das deutsche Paar seinen ersten von drei gemeinsamen Titeln, allerdings erst nach einer brutalen Schlussetappe zum Weingut Lourensford.
 
15 Jahre später, an der Startlinie des grossen Finales in Stellenbosch, herrschte nicht nur in den Köpfen der 2022 Underdogs des Rennens eine gewisse Unvermeidlichkeit. Das Team Speed Company Racing hatte seit seinem überraschenden zweiten Platz beim ersten Prolog in Lourensford sieben Tage zuvor von seinen Chancen auf den Gesamtsieg gesprochen. Die deutschen Emporkömmlinge wurden schnell zu Publikumslieblingen; Privatfahrer im härtesten Mountainbike-Etappenrennen der Welt, die den Werksteams das Rennen schwer machten und sich Etappe um Etappe mehr Fan-Herzen gewannen.
 
Auf der 6. Etappe am Samstag hatten sie ihren Rückstand auf Andreas Seewald und Martin Stošek (Canyon Northwave MTB) um fast vier Minuten verkürzt und fuhren mit einem Rückstand von nur zwei Minuten und 46 Sekunden nach Val de Vie, um sich Gelb zu sichern. Dass sie vom Start weg Vollgas geben würden, war klar. Konnten sie es durchziehen? Das Formbuch sagte ja.
 
Nur Nino Schurter und Lars Forster von SCOTT-SRAM und das Duo Maxime Marotte und Keegan Swenson aus Santa Cruz konnten mit ihnen mithalten, als sie auf den 68 km früh den Startschuss gaben. Auf dem großartigen Wegenetz von Muratie gab es die erste Detonation, und sie sollte sich als die entscheidende erweisen. Am 16-km-Kontrollpunkt hatten Egger und Baum bereits 40 Sekunden Vorsprung auf Seewald und Stošek, die den Titelverteidiger Matt Beers und seinen neuen (Toyota-NinetyOne-Specialized-)Partner Christopher Blevins als Begleiter hatten.
 
Das Quartett arbeitete gut, um den Abstand zu den angreifenden Deutschen in den ersten anderthalb Stunden des Rennens zu begrenzen. Der frühere Sieger Stefan Sahm, der auf dem Media-E-Bike von Speed Company Racing fuhr, konnte kaum mithalten. "Es ist, als ob sie sich ins Ziel winden", sagte er. "Es ist das Richtige, denn sie haben nichts zu verlieren.
 
Der Abstand blieb unter einer Minute, begann sich dann aber langsam auszudehnen, bevor er in den letzten Anstiegen des Rennens in der Simonsberg Conservancy wieder abfiel. Santa Cruz und SCOTT-SRAM hielten die meiste Zeit des Tages das Tempo von Speed Company Racing mit, so dass es möglicherweise zu einer Sprintankunft am letzten Tag kommen könnte. Doch mit kaum glaublicher Energie griffen Baum und Egger am letzten, steilen und kurvenreichen Anstieg des Absa Cape Epic 2022 noch einmal an. Das Gummiband riss, und Santa Cruz und SCOTT-SRAM fielen zurück.
 
Als Speed Company Racing den Singletrail von Val de Vie Estate erreichte, wussten sie vielleicht schon, dass ihr Vorsprung auf über fünf Minuten angewachsen war (da nur Lukas' Vater die einzige Backup-Crew war, war es schwierig, Informationen über die Strecke zu bekommen), aber man sah es ihnen nicht an, als sie mit fast zwei Minuten Vorsprung auf SCOTT-SRAM ins Ziel sprinteten.
 
Ein niedergeschlagenes Canyon-Northwave-Dup rollte fast sechs Minuten nach den neuen Absa Cape Epic Champions ins Ziel, die nun Zweite in der Gesamtwertung sind, während Beers und Blevins ihren dritten Platz nach einer der unterhaltsamsten, aufregendsten und unvorhersehbarsten Wochen in der Geschichte des Untamed African MTB Race beibehalten.
 
Ich bin im Moment so emotional", sagte Lukas Baum. "Ich fahre einfach mit meinem besten Freund auf dem Rad und das hat sich auf großartige Weise ausgezahlt."
 
Egger fügte hinzu: "Wir hatten keine Zeitkontrollen da draußen, wir wussten nicht, was passiert, wir wussten nicht, dass wir in der Gesamtwertung vorne liegen. Wir wussten nichts. Es war sogar besser so, denn wenn wir gewusst hätten, dass wir in Führung liegen, hätten wir wahrscheinlich einen Fehler gemacht."

Resultate Gesamtklassement
1. Speed Company Racing / Georg EGGER & Lukas BAUM (GER), 27:44:06.5         
2. Canyon Northwave MTB / Andreas SEEWALD (GER) & Martin STOŠE (CZE), 27:47:09.0
3. Toyota-NinetyOne-Specialized / Matthew BEERS (RSA) & Christopher BLEVINS (USA), 27:54:45.0
4. BUFF-MEGAMO / Hans BECKING (NED) & José DIAS (POR), 28:14:06.5
5. Bulls / Urs HUBER (SUI) & Simon SCHNELLER (GER), 28:26:53.8
6. Wilier-Pirelli Factory / Cameron ORR & Daniel GEISMAYR (AUT), 28:36:53.2
7. Wilier-Pirelli / Fabian RABENSTEINER (ITA) & Wout ALLEMAN (BEL), 28:38:22.4
8. Imbuko {Type} DEV / Pieter DU TOIT & Marco JOUBERT (RSA), 28:43:04.3
9. SCOTT-SRAM / Nino SCHURTER & Lars FORSTER (SUI), 28:43:04.4
10. Trek-Vaude / Sascha WEBER (GER) & Jaco VENTER (RSA), 29:04:10.6

Amerikanisch-argentinisches Duo gewinnen Damenwertung

Die Teilnehmerinnen, die zum ersten Mal am Absa Cape Epic teilnahmen, setzten sich auf der ersten Etappe am vergangenen Montag an die Spitze der CM.com Women's Kategorie und gaben diese Position nicht mehr ab. Mit einer perfekten Etappentaktik während des gesamten Rennens beendeten sie das Rennen mit einem Vorsprung von 12,5 Minuten vor den zweitplatzierten Faces Rola (Candice Lill und Mariske Strauss).
 
Auf der abschließenden 68 km langen Grand-Finale-Etappe von Stellenbosch nach Val de Vie Estate nahm das Rennen der CM.com-Frauenkategorie eine vertraute Form an. Zu Beginn der Etappe setzten sich NinetyOne-songo-Specialized und Faces Rola von den anderen Frauenteams ab, auch wenn Pauline Ferrand-Prévot von BMC MTB Racing zu Beginn der Etappe den Eindruck machte, dass sie es ernst meinte. BMC MTB Racing setzte sich nach einem starken Start ab und überließ NinetyOne-songo-Specialized und Faces Rola das Rennen auf dem Trail to Val de Vie.
 
Vor der letzten Etappe sagte Candice Lill, dass sie und Mariske Strauss alles geben würden, um die 7. Etappe des Absa Cape Epic 2022 zu gewinnen. Sie machten ihr Versprechen wahr, indem sie mit Batten und Villafane Pedalstrich für Pedalstrich gleichzogen.
 
Gómez Villafane schien an den ersten Anstiegen zu kämpfen, aber sie und Batten setzten das südafrikanische Team immer wieder unter Druck. Lill setzte sich am letzten Anstieg des Tages ab und schließlich konnte sich Faces Rola absetzen. Sie fuhren unbeeindruckt nach Hause und holten sich einen hervorragenden Etappensieg.
 
"Das war heute ein Traumrennen", sagte Lill. "Wir haben am letzten Anstieg wirklich hart gekämpft, um uns einen Vorteil zu verschaffen. Ich konnte sehen, dass Sofia zu kämpfen hatte, obwohl wir auch zu kämpfen hatten! Mariske und ich haben heute von Anfang an alles gegeben und das hat sich ausgezahlt."
 
Strauss sagte, es sei ein emotionales Finish gewesen. "10 km vor dem Ziel wurde ich richtig emotional. Ich wusste, dass wir es geschafft hatten, aber ich kämpfte mit meinen Gefühlen. Ich musste einfach weiter in die Pedale treten."
 
Obwohl er 10 km vor dem Ziel hinter Faces Rola zurückfiel, war die Gesamtführung von NinetyOne-songo-Specialized nie in Gefahr. Faces Rola überquerte die Ziellinie, und vier Minuten später kamen Batten und Villafane an und winkten den Zuschauern zu, als sie zum letzten Mal im Jahr 2022 die Ziellinie des Absa Cape Epic hinunterfuhren.
 
"Das ist einfach ein unglaubliches Gefühl", sagte eine überglückliche Haley Batten. "Wir hatten eine gute Woche. Wir haben nicht zu viele Fehler gemacht und es ist nicht viel schief gelaufen für uns. Selbst an unseren schwächeren Tagen waren wir stark genug, um Schaden zu begrenzen. Es war hart da draußen. Diese Veranstaltung ist so hart. Ich bin so stolz auf unsere Leistung. Das ganze Team war großartig. Jeder hat seinen Teil dazu beigetragen, dass wir die Ziellinie als Erste überquert haben. Die Unterstützung beim Absa Cape Epic ist unglaublich. So etwas gibt es nirgendwo sonst."
 
Villafane sagte, dass der Morgen mit Batten begann, der fest entschlossen war, den Etappensieg zu holen. "Haley war am Morgen Feuer und Flamme. Sie sagte mir, dass sie um den Sieg mitfahren wolle, aber ich sagte, dass ich wahrscheinlich nicht die Beine dazu hätte. Wir konnten gut mit Candice und Mariske mithalten, aber am letzten Anstieg habe ich einfach aufgegeben. Ich hatte keine Kraft mehr. Aber wir wussten, dass der Vorsprung in der Gesamtwertung groß war, also konnten wir einfach ins Ziel rollen und die letzten Kilometer dieser besonderen Mountainbike-Woche genießen."

Resultate Gesamtklassement
1. NinetyOne-Songo-Specialized / Haley BATTEN (USA) & Sofia GOMEZ VILLAFANE (ARG), 33:41:11.3
2. Faces Rola / Candice LILL & Mariske STRAUSS (RSA), 33:53:43.3
3. BMC MTB Racing / Pauline FERRAND PRÉVOT (FRA) & Robyn DE GROOT (RSA), 34:28:17.3
4. Private Client Holdings / Mari RABIE & Hayley PREEN (RSA), 35:05:25.3
5. Symbtech ZA / Ariane LÜTHI (SUI) & Amy WAKEFIELD (RSA), 35:33:36.5
 
cape-epic.com