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Blog: Geld regiert den Trail

Mountainbiker sind ein unwichtiges Völkchen – bis dass sie Geld ausgeben. Dann werden sie plötzlich von Hotels, Seilbahnen und Bergbauern hofiert. Wer sich auf Bike-Touren nur von Kraftriegeln ernährt und nie eine Bergbahn benutzt, erweist dem Mountainbike-Sport einen Bärendienst. Denn in den Bergen interessiert sich niemand für die Mountainbiker – ausser man kann mit ihnen Geld verdienen.

Es ist eine Wandlung vom Saulus zum Paulus: Einst wünschten sich viele Bergbauern die Mountainbiker ins Pfefferland, heute stehen einige von ihnen plötzlich mit vollem Engagement für freie Singletrails ein und wehren sich gegen Bike-Verbote. Den Sinneswandel macht der schnöde Mammon. Einzelne Landwirte verdienen heute mit ihren Bauernschenken und Besenbeizen ein nicht zu vernachlässigendes Zubrot, und ein grosser Anteil ihrer Besucher sind mittlerweile Mountainbiker. Um diese attraktive Gästeschar nicht zu verlieren, stehen diese Bauersleut unterdessen wie eine Eins hinter den Mountainbikern. Denn jedes Bike-Verbot und jede negative Schlagzeile könnte ihren Schenkenumsatz nach unten drücken.

Mountainbiker können noch lange mit Herzblut für ihre Anliegen einstehen, durch Freundlichkeit brillieren und mit fundierten Faktenblättern die Beamten überzeugen. Sie sind und bleiben irelevant, wenn sie sich unterwegs bloss von Kraftriegeln ernähren, wenn sie einen grossen Bogen um Bergbahnen machen und nach der Tour auch gleichentags wieder nach Hause fahren. Interessant werden die Mountainbiker erst dann, wenn sie Geld ausgeben. Vor diesem Hintergrund ist es ein Tabu, sich am Frühstücks-Buffet Sandwiches zu streichen weil diese die Rast im Gasthaus ersetzen. Mit der gut gemeinten Abgabe von Lunch-Paketen fördert gar manches Hotel solch sparfuchsiges Verhalten. Sie erweisen dem Mountainbike-Tourismus damit einen Bärendienst, entziehen den Alpengasthöfen wichtigen Umsatz und schaden einer gesamtheitlichen Förderung des Mountainbike-Tourismus. Genauso wenig hilfreich ist die Ansicht vieler Mountainbiker, jeden Aufstieg aus eigener Kraft bewältigen zu müssen. Wer sich die Höhenmeter mit einer Bahnfahrt «erkauft», füllt die Kassen der Bergbahnen und trägt seinen Teil dazu bei, dass sich auch diese, der neuen Einnahmequelle wegen, für die Bedürfnisse der Mountainbiker interessieren.

Ein ausgabefreudiges Verhalten ist die grosse und möglicherweise sogar einzige Möglichkeit für die Mountainbiker, mehr touristisches Gewicht zu bekommen. Vor diesem Hintergrund bräuchten wir nicht nervaufreibend für unsere Anliegen zu kämpfen. Es würde reichen, regelmässig an der richtigen Stelle Geld auszugeben. Das ist mehr wert als jeder Leserbrief, jede Diskussionsrunde, jede Arbeitsgruppe. Denn Geld regiert die Welt – und die Trails.

Weitere Blog-Beiträge von Thomas Giger auf www.ride.ch/blog/giger