Blog: Die Bike-Entwicklung geht am Biker vorbei
Heutige Mountainbikes, speziell Enduros, haben renntaugliche Geometrien: Will heissen, vor allem der lange Reach und die flachen Lenkwinkel, lassen bergab im schwierigen, steilen Gelände ihre Muskeln spielen. Damit ist man im Rennzirkus gut bedient.
Es ist Tradition und gut so, dass die Entwicklungen der Rennmaschinen Einzug halten in die Bikes für Alle. Doch macht die Entwicklung zu mehr low, long und slack noch Sinn? Denn: Viele Bikes, insbesondere E-Mountainbikes, kaufen auch Otto Normalverbraucher, die fahrtechnisch einigermassen fit, aber keine Fahrtechnik-Profis sind.
Diese Klientel, die in Relation zu den Experten wohl weit die Überzahl darstellt, ist mutmasslich irritiert durch das spezielle Fahrverhalten. Moderne Geometrien spielen ihre Stärken wie gesagt bei Topspeed aus - beim Rumtuckern fährt sich so etwas komisch. Wer heute hingegen moderate Geometrien liefert, wird in der Fachpresse und bei den Core-Mountainbikern abgestraft, trifft aber den Massengeschmack. Die Folge, um allzu progressive Geometrien auszugleichen: Unter anderem eine Lenkstabilisierung, wie diese von Syntace als eine der grössten Innovationen des Jahres 2022 präsentiert hat. (Die natürlich nicht nur dazu dient, allzu progressive Geometrien einfacher fahrbar zu machen.)
Das E-Mountainbike – auch bekannt als E-SUV, ist bei vielen Schweizern und Schweizerinnen zum Elektro-Alltagsvelo avanciert. Aufnahmen respektive Gewindeösen für Seitenständer, Gepäckträger und Schutzbleche sprechen da eine deutliche Sprache. Der Wunsch an Hersteller: Macht eine Linie für Rennfahrer- und High Skill-(E-)Mountainbiker bezüglich Geometrie - und baut (E-)Mountainbikes für Normalverbraucher. Hardcore-Enduro for everyone macht keinen Sinn.