Blog: Bikes, jahrelang zu wenig. Und jetzt zu viel? | Ride MTB

Blog: Bikes, jahrelang zu wenig. Und jetzt zu viel?

Die Situation seit 2020: Die Veloware ist extrem knapp, die Nachfrage so hoch wie nie. Das hat den Anreiz, in den Shops ordentlich Bikes nachzuordern, enorm gesteigert. Doch die Lage ändert sich: Das Angebot steigt wieder, in den Fachhandel schwemmt es Bikes, die teilweise vor mehr als zwei Jahren bestellt wurden. Das trifft auf eine sich abkühlende Nachfrage. Eine potentiell heikle Kombination.

Kündigt sich hier etwa ein Überangebot an? Es war im Frühjahr 2020 schwierig, im Fahrradfachhandel den Überblick – und die Nerven zu behalten. Nach dem ersten Schock wurde die Bike-Branche von einem noch nie dagewesenen Nachfragehoch überrollt. Gleichzeitig musste man im Shop – diese natürlich grundsätzlich erfreuliche - Nachfrage befriedigen. Parallel mussten die Fachkräfte in den Läden neue Räder und Parts bestellen. Diese konnten, unter anderem wegen komplett zerrissener Lieferketten, erst um Jahre verspätet gebaut werden. Und trudeln nun verspätet in diesem Herbst und Winter in den Shops ein. 

Gemäss Branchenkennern kann das temporär zu einer Fahrradschwemme in (einigen) Bikeshops (je nach Lieferanten-Mix) führen. Es ist sogar von daraus resultierenden Liquiditätsengpässen im Fachhandel die Rede. Das ansteigende Angebot an Rädern trifft gleichzeitig auf ein abgekühltes Konsumklima.

Erste Lieferanten reagieren nun auf diese Situation und bieten dem Fachhandel die Möglichkeit, sogenannte Rückstände zu löschen. In dieser weiterhin angespannten Liefersituation lernen sich Fachhändler und deren Lieferanten nochmal besser kennen: Wer verhält sich kulant und partnerschaftlich, wer stellt auf stur? 

Gleichzeitig kristallisiert sich im Fachhandel heraus, was zählt. Erfahrung zahlt sich aus. Wer schon mal einen Bike-Boom (sei es der grosse erste Mountainbike-Boom oder ein Rush auf einzelne Segmente wie E-Mountainbike oder Gravel) mitgemacht hat, weiss, dass diese Hausse nicht ewig anhält. Wer sein Bestellwesen mit Zetteln erledigt, schiesst sich selbst ins Aus. Eine leistungsfähige Betriebs-Software ist unerlässlich, um den Überblick bei offenen Bestellungen für Reparaturmaterial, Zubehör und Fahrrädern zu behalten. Und es gibt natürlich noch weitere Faktoren, die einen Bikeshop krisenfest machen, was den Rahmen eines Blogs jedoch sprengt.

Eines ist sicher - nämlich die Ungewissheit: Es bleibt stellenweise weiterhin völlig unsicher, ob Räder überhaupt gebaut werden können und wann diese eintreffen. Es bleibt für den Fachhandel so schwierig wie nie, die richtigen Fahrräder an Lager zu haben und weitere Bestellungen mit Augenmass zu tätigen.