Bern verbietet Sömmerung von Kühen und entschuldigt sich bei Bikern | Ride MTB

Bern verbietet Sömmerung von Kühen und entschuldigt sich bei Bikern

Kuhverbots-Tafel

Im Jahr 2021 kommt es im Kanton Bern zu einem Novum: Erstmals verbietet eine Alpinregion die Sömmerung von Kühen oberhalb der Waldgrenze. Der Grund: Das Vieh richtet an den Wegen einen zu hohen Schaden an. Die Folge: Im Berner Oberland werden sämtliche Bike-Verbote aufgehoben und durch Kuh-Verbote ersetzt.

Basis der Massnahme sind neue Erkenntnisse der Eidgenössischen Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft (WSL). Gemäss diesen ist in den letzten zwei Jahrzehnten das Durchschnittsgewicht der Kühe und Rinder auf ein Niveau gestiegen, welche das fragile Gleichgewicht der alpinen Landwirtschaft kippt. Der Schaden der Kühe im alpinen Gelände ist mittlerweile höher als ihr Nutzen. Aus diesem Grund hat sich der Kanton Bern entschieden, das Sömmern von Kühen per sofort zu verbieten. Dies meldet die Staatskanzlei in einer Pressemitteilung. Im Berner Oberland ist es ab sofort untersagt, oberhalb der Waldgrenze Kühe und Rinder zu halten.

Entschuldigung an Mountainbiker

Gleichzeitig läutet der Kanton Bern in Sachen Mountainbike-Strategie eine Kehrtwende ein. Gemäss den WSL-Forschungsergebnissen seien die Schäden durch Mountainbiker im Vergleich zur Landwirtschaft geradezu marginal. Wirtschafts- und Umweltdirektor Christoph Ammann entschuldigt sich auf Twitter bei den Mountainbikern, dass diese über Jahre hinweg von den Behörden des Kantons Bern in ein schlechtes Licht gerückt  worden seien. Mit dem Sömmerungs-Verbot sei nun die Verhältnismässigkeit wieder hergestellt.
 
Gemäss den WSL-Studien richteten die Kühe insbesondere bei feuchten Bedingungen enorme Schäden an den Wegen an, zumal sie gerade bei solchen Bedingungen (verständlicherweise) lieber auf befestigten Pfaden unterwegs sind als auf dem rutschigen Weideland. Die Feuchtperioden in den Bergen werden sich wegen dem Klimawandel und den häufigeren Starkregen noch intensivieren. Diese Schäden spürt der Kanton Bern in der Kasse: Die Sanierungskosten für, durch Kühe beschädigte Wege werden auf bisher 5.32 Millionen Franken pro Jahr – und das bloss im Berner Oberland. Dieser eingesparte Sanierungsbetrag soll nun in Form einer symbolischen Wiedergutmachung während drei Jahren jährlich in die Förderung des Mountainbike-Tourismus und der Mountainbike-Infrastuktur fliessen. Der Kanton Bern habe erkannt, dass ein nachhaltiger Mountainbike-Tourismus für den Alpenraum eine wesentlich höhere Wirkung habe als die traditionelle Landwirtschaft.
 
Das Sömmerungsverbot tritt per 1. April 2021 in Kraft. Die Kantonsregierung hat deshalb auch verfügt, dass die Berggemeinden des Kantons innerhalb von drei Monaten sämtliche Bike-Verbotstafeln in Kuh-Verbotstafeln umwandeln müssen.

 

Dieser Artikel wurde am 1. April 2021 veröffentlicht.