Baut Norco das schönste E-Mountainbike? | Ride MTB

Baut Norco das schönste E-Mountainbike?

Ist das ein E-Mountainbike? Beim flüchtigen Blick auf das brandneue Norco Sight VLT könnte man glatt übersehen, dass hier Motor und Batterie an Bord sind. Die Ingenieure haben denn auch tief in die Trickkiste gegriffen, um den Ritt Richtung E-Mountainbike so schick und technisch derart hochwertig zu gestalten.

Norco hat sich Zeit gelassen, um an der motorisierten Mountainbike-Party ein Wort mitzureden. Und das Warten auf ein E-Mountainbike der Kanadier hat sich gelohnt: Das Sight VLT ist eine echte Schönheit, deren innere Werte auch keineswegs zu verachten sind. Um es kurz zu machen: Der Strombolide bietet als Basis einen Carbon-Rahmen, ein Shimano-Aggregat, rollt auf 27.5“-Bereifung im Format 2.6" Wide Trail und federt mit einem 160/150er-Fahrwerk. Das Bike erinnert stark an das umotorisierte Pendant aus gleichem Haus und schafft das Kunststück, (fast so) formschön wie ein konventionelles Fully rüberzukommen, obwohl hier ein voluminöser Akku an Bord ist sowie ein Mittelmotor.

Wie weit reicht der integrierte Akku?

Um die Formschönheit zu erreichen, will oder muss Norco den Akku fix im Unterrohr parkieren - der Akku kann vom Fahrer nicht entnommen werden, nur vom Fachhändler. Beim Topmodell sollen 630 Wattstunden dafür sorgen, dass man gute Reichweiten- und Höhen absolvieren kann. Die Möglichkeit flugs einen Ersatzakku einzusetzen ist indes nicht möglich. Das sei auch nicht schlimm, gibt Norco bekannt. Denn ein durchschnittlicher Fahrer mit 82kg Gewicht inklusive Ausrüstung soll im stärksten Unterstüzungsmodus im steilen, ruppigen Gelände mit einer 630Wh-Akkuladung rund 1400 Höhenmeter absolvieren können.

Schaut man dem Sight VLT weiter unter der Haube: Hier arbeitet beim Topmodell das Shimano E8000-System, das vom Carbon-Rahmen umgeben ist. Für volle Geländetauglichkeit prangen rund um Motor und unterem Unterrohr Abdeckungen, damit nichts Schaden nimmt, wenn der Pilot auch mal ruppig aufsetzt. Das Sight VLT bietet einige Parellelen zum unmotorisierten Sight, der Hinterbau ist nahezu identisch. Dieser bietet 150 Millimeter Hub und sorgt mit 440-Millimeter-Kettenstreben für ein agiles Fahrverhalten. Insgesamt fällt bei der E-Ausführung der Radstand etwas länger aus, um dem Vehikel aufgrund der höheren Durchschnittsgeschwindigkeit mehr Laufruhe zu gönnen. An der Front ist eine Gabel mit 160 Millimeter verbaut, um auch im schwereren Gelände Einiges wegzubügeln. Dem modernen Geometrie-Dogma «lang, flach, aggressiv» wird auch Tribut gezollt, damit man sich auch im Wattstunden-und Newtonmeter-verstärkten Boliden wie bislang auf dem unmotorisierten Pendant fühlen soll.

Das Sight VLT 1 wiegt rund 22 Kilo, was für ein E-Mountainbike in diesem Federwegsbereich, mit 2.6er-Bereifung und einem 630Wh-Akku keinen sensationellen, indes einen guten Wert darstellt. Damit sich der Bolide im Gelände richtig benimmt, gibt Norco dem künftigen Besitzer einen ausführlichen Einrichtungsassistenten an die Hand. Damit soll die Federung des E-Bikes optimal an Fahrergewicht, Körperbau, Gelände und persönliche Vorlieben anpassbar sein und insbesondere die Suche nach dem passenden Luftdruck in den Federelementen bequem und schnell von der Hand gehen.

Erste Einschätzung:

Norco präsentiert eines der optisch überzeugendsten E-Mountainbikes. Das E-Fully nahe an ein bestehendes Bike im Portfolio anzulehnen und die Geometrie sehr ähnlich zu gestalten, erinnert deutlich an die Philosophie von Rocky Mountain. Mit dem E8000er-Motor lässt Norco nichts anbrennen. Integrierte – wenn auch mit 630 Wh eher ausdauernde - Akkus sind beim E-Mountainbike im besten Fall Geschmackssache, aber für Liebhaber von ausgedehnten Tagestouren fast immer ein NoGo. Beim ersten Elektro-Spross von Norco scheint sich das Sprichwort «Schönheit muss leiden» zu bewahrheiten. Spätenstens wenn der integrierte Akku leer, die Tour aber noch nicht zu Ende ist und man nicht einfach einen Reserveakku aus dem Rucksack zücken kann.

norco.com