Auf dem Bike über den Hundschopf: Das Lauberhorn-OK will auf Downhill umsteigen | Ride MTB

Auf dem Bike über den Hundschopf: Das Lauberhorn-OK will auf Downhill umsteigen

Ski Worldcup Wengen jetzt auf Mountainbikes

Der Skiweltcup hat einen schneearmen Winter hinter sich. Solche Saisons wird es immer öfter geben. Die Lauberhorn-Rennen planen deshalb mittelfristig auf Downhill-Rennen umzusteigen. Möglicherweise mit einer Übergangsphase, in der die Athleten kurzfristig zwischen Ski und Bike entscheiden müssen.

«Wir wissen, dass wir uns bald nicht mehr auf genügend Schnee für die Lauberhorn-Rennen verlassen können», heisst es in einem internen Papier. Skirennfahrer, die im Januar vor der Eiger Nordwand in Richtung Hundschopf schiessen, könnten bald der Vergangenheit angehören.

Die Speed-Rennen und der Slalom in Wengen sind ein Multi-Millionen-Unternehmen, das vom Klimawandel in seiner Existenz bedroht wird. Dieses sucht deshalb aktiv nach einen Ausweg aus der Sackgasse. Die Lösung könnten schon in wenigen Jahren Mountainbike Downhill-Rennen bieten. Das OK der Lauberhorn-Rennen hat deshalb eine erste provisorische Bewerbung für ein Weltcup-Rennen platziert – im Januar!

Start und Ziel sollen aus dem Skirennen übernommen werden und auch der Streckenverlauf soll so gut als möglich beibehalten. Der 4.5 Kilometer lange Kurs ist schon unter Skifahrern berüchtigt. Für die Mountainbiker wäre es geradezu ein Marathon, sind bestehende Weltcup-Strecken bisher zwischen 2 und 3 Kilometer lang. Sie sind nicht nur gut halb so lang wie der zukünftige Kurs am Lauberhorn, sie haben auch nur halb so viel Höhenunterschied. Auf die Downhill-Biker kommt eine völlig neue Herausforderung zu. Statt der üblichen zweieinhalb bis drei Minuten werden die Fahrer um fünf Minuten on Course sein.

Ski oder Bike? Entscheid kurz vor dem Rennen

Ein besonders gewagtes Konzept befindet sich noch in Evaluation: Die Organisatoren wollen die Skirennen noch möglichst viele Jahre durchführen. Dies soll finanziell möglich werden, indem sowohl Ski- als auch Bike-Rennen parallel vorbereitet werden und erst zwei Wochen vor der Durchführung der Entscheid fällt, ob die Skifahrer oder die Mountainbiker zum Einsatz kommen.

Das würde bedeuten, dass der Downhill-Weltcup einen verfrühten Saisonstart im Winter erleben würde – für die Athleten eine zusätzliche Herausforderung, da die meisten dann im Wintertraining auf der Südhalbkugel sind. Die Planung der Trainingslager und des Formaufbaus müssen aufgrund von Wahrscheinlichkeiten und Risikoabschätzung erfolgen. Durch die hohen Preisgelder (die vom Ski- auf die Bike-rennen übertragen werden) erwartet die Veranstalter aber die gesamte Weltelite im Berner Oberland.

Bike-Weltcup: Karten werden neu gemischelt

Wenig überraschend äussern erste Downhiller gemischte Gefühle. Die Schweizer Gesamt-Weltcupsiegerin Camille Balanche bringt sie auf den Punkt: «Auf der Lauberhorn-Strecke zu fahren, ist eine Riesengeschichte. Die Kulisse, das weltweite Medienecho sprengen alles, was wir aus dem UCI-Weltcup kennen. Aber die Vorbereitung wird dadurch unheimlich kompliziert. Wann trainiere ich im Süden? Soll ich mich schon auf Mitte Januar in Rennform bringen, auf die Gefahr hin, dass es für nichts war und ich schon einen ersten Formabfall verdauen muss? Oder gehe ich das Risiko ein, in Trainingsform auf die Strecke zu gehen, die ja an Länge und Höhendifferenz völlig neue Massstäbe setzt? Das könnte gefährlich werden.» Trotzdem freut sich Balanche auf die neue Herausforderung: «Auch unser Sport muss sich weiterentwickeln. Dieses Rennen könnte die Karten neu mischen.»

 


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