Wieviel Substanz ist noch dran am Fatbike-Trend? | Ride MTB

Wieviel Substanz ist noch dran am Fatbike-Trend?

Ride hat seit 2014 jährlich bei Herstellern und Bike-Shops recherchiert, wie stark der Fatbike-Trend abgeht. Auch jetzt hat Ride mit Fatbike-Protagonisten gesprochen und die Stimmung aufgenommen, wie der vergangene Fatbike-Winter ablief. Ein Fazit: Die Euphorie der Industrie ist durch - und im Tourismus steigt die Nachfrage nach Fatbikes.

Im Jahr 2014 hatte die Bike-Industrie mit voller Wucht ein Nischenprodukt ins pralle Rampenlicht transportiert: Das Fatbike. Nach 29 Zoll, nach 27.5 Zoll und nach der Singlechainring-Schaltung folgte mit dem Fatbike in Windeseile der nächste Trend, der eigenständige Abmessungen respektive Standards mit sich brachte. Ab 2014 waren Fatbikes vor allem ein grosser Medien-Hype - und auf den Trails in der Schweiz tummelten sich nur selten frisch verkaufte Fatbikes. Im Winter 2014/15 machten viele kleine und grosse Hersteller mit beim Fatbike-Trend und hievten kurzentschlossen die dick bereiften Fahrräder ins Portfolio. Auch Zubehörspezialisten wie DT Swiss liessen sich vom Fatbike-Fieber anstecken und lancierten dafür Produkte.

Die Verkäufe sind stabil...

Nun ist die Wintersaison 2015/2016 absolviert, und Guido Anderwert, Marketing Leiter für die Schweiz, Deutschland und Österreich bei Trek blickt zurück: «Die Fatbikes sind bei uns gegenüber 2014/2015 stabil geblieben. Die Fatbikes festigen sich als Fun-Bikes im Markt.»

... bis rückläufig

Einen anderen Blickwinkel hat René Albisser vom Trailrider Bikeshop: «Der Verkauf von Fatbikes ist bei uns zurückgegangen». Albisser findet klare Gründe für diesen Geschäftsverlauf: «Der von der Bike-Industrie gepushte Fatbike-Boom vom Winter 14/15 war eine Blase. Jeder Hersteller wollte dabei sein und so wurde ein Überangebot produziert». Wie Albisser weiter erklärt, waren im milden Winter 15/16 mit wenig Schnee die Testbedingungen schwierig, so nicht jede Testfahrt überzeugend und die Nachfrage geringer. «Schnee ist bei den meisten potenziellen Kunden das einzig einleuchtende Argument für ein Fatbike», sagt der Geschäftsführer des Bikeshops in Unteraegeri.

Tourismus ist wichtig

Obwohl sich ein Rückgang der Verkäufe abzeichnet, bleibt Albisser zuversichtlicht: «Das Fatbike hat sich aus meiner Sicht dennoch sehr positiv entwickelt. Es gab im vergangen Winter zahlreiche, gut besuchte Fatbike-Anlässe. Das Angebot an Fatbike-Trails und Destinationen, die Fatbikes als Ergänzung zu den etablierten Wintersportarten anbieten, steigt. Darin sehe ich auch in Zukunft die grosse Chance neue Kunden auf's Fatbike zu bringen».

Auch bei Christoph Noser - beim Distributionsunternehmen Chris Sports Systems für Rocky Mountain zuständig - ist das Fatbike mit dem Tourismus eng verbunden. «Wir spüren eine starke Nachfrage im Tourismus – Hotels, Skistationen, Vermietung sind da die Schlagwörter. Unsere Fatbike-Tesflotte wurde rege genutzt und spricht für eine Nachfrage im Markt», sagt Noser.

Tourenangebote versprechen Erfolg

Paddy Matter, vom Bikeshop Fusion World in Kägiswil, sieht den den Erfolg fürs Fatbike auch an touristische Angebote gekoppelt. «Wir arbeiten vermehrt mit Guides zusammen wie Lukas Stöckli, um mehr Leute aufs Fatbike zu bekommen. Und die Resonanz ist gewaltig». Matter liefert eine Einschätzung des Fatbike-Trends: «Die Fatbikes sind eine Nische und die grossen Hersteller werden sich bald aus dieser zurückziehen. Wir konnten diesen Winter deutlich mehr Fatbikes verkaufen. Wohl auch, weil es in der Innerschweiz immer etwas länger geht, bis was Neues in die Gänge kommt.»

Welche Rolle spielen die Plus-Bikes?

Nicht nur Fatbikes pflügen heute dick bereift durchs Gelände, seit gut einem Jahr sind zusätzliche Boliden mit dicken Reifen unterwegs im stark segmentierten Mountainbike-Markt: Die Plus-Bikes mit Reifenbreiten zwischen 2.8 und 3 Zoll, also rund einem Zoll (2.54 Zentimeter) schmaleren Reifen als beim Fatbike.

«Plus-Bikes werden dem Fatbike sicher Marktanteile wegnehmen, da viele darin einen Kompromiss sehen. Was Traktion und Einsatzbereich angeht, sind die Plus-Bikes aber nicht mit Fatbikes zu vergleichen und somit wird es weiterhin einen kleinen und hoffentlich gesunden Markt für das Fatbike geben», sagt Albisser dazu. Auch Rocky-Mountain Spezialist Noser nimmt zur Konkurrenz zwischen Plus- und Fatbikes Stellung: «Plus-Bikes sehen wir als eine andere Disziplin. Das Plus-Bike ist eher Performance-driven und das Fatbike sehen wir eher im Tourenbereich – mehr Gemütlichkeit und Adventure.»


Alles Wissenswerte zu Trek gibts im Ride-Brandguide für Trek

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