Test: Rocky Mountain Sherpa – Der Lastesel für Abenteuer und Trail-Spass zugleich. | Ride MTB

Test: Rocky Mountain Sherpa – Der Lastesel für Abenteuer und Trail-Spass zugleich.

Rocky Mountain hat sich mit ihrem Modell «Sherpa» in neues Terrain vorgewagt. Das Vorurteil, dass ein beladenes Bike keinen Fahrspass bieten kann, wollen sie mit den fetten Reifen einfach plattwalzen. Wir sagen euch, ob sie auf diesem schmalen Grat im Sattel geblieben oder abgestürzt sind.

Unser erster Eindruck: Wow, was für ein schönes Bike! Nebst dem schön lackierten Carbon-Rahmen sorgen die neuen Onza-Canis-Plusreifen in der Skinwall-Ausführung für das sprichwörtliche Pünktchen auf dem «i». Die Taschen zum Beladen des Gepäcks (Lenker-, Sattel- und Oberrohrtasche) stammen allesamt von der Firma Blackburn und müssen separat gekauft werden.

Wir beladen das Bike mit Material für eine zweitägige Biketour mit grösstmöglicher Selbstversorgung. War das Sherpa im «nackten» Zustand noch 14.2 Kilogramm schwer (Rahmengrösse L, mit Pedalen und absenkbarer Easton-Sattelstütze), sind es im beladenen Zustand 19.7 plus 70 Kilogramm Fahrer und vier Kilogramm Rucksack. Derart beladen, erhöhen wir den zunächst den Druck in der Federgabel und im dann im Federbein, um wieder auf einen Negativfederweg von etwa 25 Prozent zu kommen, den Reifendruck belassen wir bei rund 1.1 Bar. Es kann losgehen.

Die aufrechte Sitzposition ist angenehm und man fühlt sich gleich sehr wohl. Trotz des hohen Gewichts rollt das Bike erstaunlich leicht über den zu Beginn der Testrunde noch flachen Kiesweg. Nach einigen Kilometern ist Schluss mit lustig und der Weg beginnt zu steigen. Die Neigungsanzeige im Display verrät uns, was unsere Beine bereits sauer werden lässt: 15 Prozent Steigung. Dank der 2x10 Gänge und dem enormen Grip der breiten Reifen klettert das Bike aber immer noch anständig den Berg hoch, wir sind positiv überrascht.
 

Erstaunlich gutes Handling

Oben angekommen biegen wir vom Forstweg in einen Singletrail ein. Wir überfahren die ersten Wurzelpassagen, neigen uns in natürliche Anlieger und bremsen hart vor Spitzkehren, das Sherpa macht alles bereitwillig mit und ja, es macht wirklich Spass mit dem beladenen Bike zu fahren.
Nach ein paar Durchschlägen beim Überrollen von Wurzeln wird der Druck im Federbein nochmals erhöht. Es ist sicher von Vorteil, wenn man gerne Änderungen an den Einstellungen an Federelementen und am Reifendruck vornimmt. Denn eine «Eine-für-alles-Einstellung» wird man hier nicht finden. Der Spass am Fahren entschädigt jedoch für den Aufwand.

Die Reifen- und Felgenkombination überzeugt auch bei der Fahrt am Schräghang. Es ist zwar ein leichtes, seitliches Wegrutschen spürbar und das Lenkverhalten wird etwas schwammig, angesichts des niedrigen Reifendrucks und der hohen Zuladung ist das aber verkraftbar. Bei der Fahrt über weiches und sandiges Terrain spielen die breiten Reifen ihre ganzen Vorteile aus – man schwebt regelrecht darüber.

Beim überfahren von steilen Stufen ist die absenkbare Sattelstütze Gold wert, leider wird diese bei den Serienbikes nicht verbaut. Generell wurde auf den Einbau von «exotischen» Teilen und Standards weitgehend verzichtet, sodass das Bike überall bei einem gut sortierten Händler repariert werden kann. Den Carbon-Rahmen hat man zugunsten eines überschaubaren Gesamtgewichts ausgewählt, obwohl einige Outdoor-Freaks wohl einen Alurahmen bevorzugen würden.

Die Taschen von Blackburn haben unser Gepäck absolut trocken gehalten und dies, obwohl wir keine Pfütze und kein Schlammloch ausgelassen haben und zur Krönung das Bike samt Gepäck noch einer ordentlichen Dusche mit dem Gartenschlauch unterzogen haben. Dass die Taschen nicht direkt als Zubehör mit dem Bike mitgekauft werden können, hat uns etwas irritiert. Allerdings hat man bei Herstellern wie Blackburn, Porcelain Rocket und Weiteren genügend Auswahl das Bike auszustatten.
 

Fazit

Das Rocky Mountain Sherpa hat die Fahrt über den schmalen Grat bravourös gemeistert. Das Bike überzeugt mit einem tollen Fahrverhalten, vor allem in beladenem Zustand. Für ein klassisches Allmountain Bike ist die Sitzposition zu aufrecht und das Heck zu überdämpft. Als Abenteuer-Bike hingegen überstrahlt es sogar seine eigene goldene Lackierung. Als Zweit-Bike ist hingegen eher teuer.

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