Stöckli: «Wir wollen zu den Besten der Welt» | Ride MTB

Stöckli: «Wir wollen zu den Besten der Welt»

Die Firma Stöckli ist einer der wenigen Sportartikel-Hersteller, der sowohl im Winter- als auch im Sommergeschäft zu Hause ist. Geschäftsführer Beni Stöckli und Brand-Manager Walter Reusser erklären die Unterschiede und warum sie künftig deutlich stärker auf das Fahrrad-Segment setzen.

Was ist heute wichtiger, Ski oder Bike?
Stöckli ist heute noch immer stark winterlastig, das hat seinen Ursprung in der Tradition der Firma. Die dritte Stöckli-Generation hat nun die Mission, dieses Verhältnis zu Gunsten des Sommers zu verbessern. Unsere Abhängigkeit vom Winter muss sich reduzieren. Heute generieren wir rund drei Viertel des Geschäfts im Wintersport, in Zukunft soll dieses Verhältnis ausgeglichener sein. Im Wintergeschäft wollen wir weiter wachsen, im Sommer aber überproportional stark zulegen. Es kann gut sein, dass wir irgendwann mehr Bikes wie Skis verkaufen.

Ihr stimmt also nicht in das Klagelieg ein, dass weniger Leute Ski fahren?
Wir glauben nicht, dass weniger Leute Ski fahren, was die sehr guten Zahlen der Bahnbetreiber in den letzten Jahren bestätigen Was sich aber deutlich verändert, ist das Kundenverhalten. Das Mietgeschäft hat beispielsweise massiv zugenommen.

Wird dieses Mietverhalten auch im Mountainbikesport kommen?
Hoffentlich nicht. Wir sollten im Fahrrad-Segment die Fehler aus dem Skigeschäft nicht wiederholen. Die Ausgangslage ist aber auch etwas anders. Mountainbiken ist ein Sport, den man vor seiner eigenen Haustür ohne weitere Infrastruktur ausüben kannDeshalb ist die Affinität zu einem eigenen Sportgerät grösser als bspw. beim Ski. Es gilt darauf zu achten, dass das Mietgeschäft im Bikesport nicht zu gross wird.
Der Skimarkt ist nicht aufgrund weniger Skifahrern geschrumpft, sondern wegen der Ausbreitung des Mietgeschäfts. Im Winter ist es so, dass durch die Vermietung teilweise 100 Personen einen Ski teilen. Für uns Hersteller ist das fatal.

Und da kommt ein zweites Standbein wie gerufen. Warum aber gerade Mountainbikes?
Weil die Kunden oft die gleichen sind. Es gibt viele Skifahrer, die im Sommer auf dem Mountainbike unterwegs sind. Dazu ist der Verkauf von hochwertigen Fahrrädern beratungsintensiv. Durch unsere ländlichen Standorte brauchen wir Produkte, bei denen die Kunden gerne zu uns kommen. Auch im Trekking- oder Runningbereich sind unsere Sortimente sehr kompetent, sehen im Mountainbiken aber die grössten Möglichkeiten, da wir hier auch als Produzent auftreten.
Es war aber auch so, dass viele Stöckli-Mitarbeiter damals im Sommer auf Mountainbikes aus dem Fachhandel unterwegs waren. Da lag die Überlegung nahe, ob wir – wie im Winter – nicht auf Produkte aus dem eigenen Haus setzen können. Viel Engagement kam damals von den Mitarbeitern. Das hatte zur Folge, dass bei Stöckli von Beginn weg durch alle Ebenen ein hoher Bezug zum Mountainbike vorhanden war. Bei den Kunden war und ist das nicht anders: Ihre Nähe zur Marke Stöckli haben sie vom Winter auf den Sommer übertragen.

Die Synergien liegen also beim Kunden und beim Verkauf und nicht bei der Produktion?
Ja eindeutig. Die Herstellung von Skis und Fahrrädern sind zwei Paar Schuhe. Wir haben auch ein eigenes Produkt-Management und die Entwickler sind auch andere.

Bisher ist jeder Skihersteller mit Bike-Ambitionen gescheitert. Wieso ist das bei Stöckli anders?
Seit vielen Jahren sind wir vertikal integriert. Will heissen: Wir haben eigene Verkaufsstellen. Das ist sicher ein Grund, warum Stöckli so erfolgreich ist. Wir konnten beim Start mit Mountainbikes mit den damals neuen Produkten schnell zum Kunden und mussten nicht zuerst den Fachhandel überzeugen.

Alle anderen Firmen, die den Fachhandel umgehen wie Thömus oder Direktversender sind beim Fachhandel nicht beliebt. Bei Stöckli ist das anders. Wieso?
Uns zeichnet eine extrem saubere Preispolitik aus. Das dürfte der Hauptgrund sein. Der Fachhandel nimmt unsere Shops als Konkurrenz auf Augenhöhe war. Es ist auch so, dass einzelne Fachhändler unsere Bikes im Laden stehen haben. Die hohe Akzeptanz kommt aber vielleicht auch aus dem Skirennsport. Dort sind wir als Schweizer Firma seit vielen Jahren an der Weltspitze mit dabei. Das bringt der Marke unter anderem viel Sympathie und Anerkennung.

Apropos Weltspitze: Wann kommt Stöckli mit einem internationalen Mountainbike-Rennteam analog zum Winter?
Das ist eine Budgetfrage. Zurzeit konzentrieren wir uns auf die nicht weniger anspruchsvolle Marathon-Serie und sind seit Jahren eine der dominierenden Marken, was uns stark geholfen hat,, unsere Produkte weiter zu entwickeln. Es ist eine Frage der Zeit, bis die Marke Stöckli im internationalen Bike-Rennsport prominent auftreten wird. Wir sind überzeugt, dass man im Spitzensport viel Akzeptanz abholen kann. Der Rennsport ist für die Innovationskraft, für die Produktentwicklungen aber auch für die Bekanntheit einer Marke wie Stöckli sehr wichtig.

Macht ein internationales Team überhaupt Sinn für eine Marke, die vorwiegend im Heimmarkt Schweiz verkauft?
Im Skigeschäft gehen 40 Prozent unserer Produktion in den Export. Das können wir uns auch bei den Bikes vorstellen. Eine Evaluation von ersten Partnern im Ausland ist bereits im Gange. Wir agieren internationaler als es den Anschein macht.

Vor ein paar Jahren habt ihr angefangen, eigene Mountainbikes zu entwickeln statt auf bestehende Systeme aus Fernost zu setzen. Hat sich das gelohnt?
Wir bauen im Skibereich sehr aufwändige und qualitativ hochwertige Produkte und versuchen diese ständig weiter zu optimieren. Diese Aspekte wurden nun auf den Mountainbikesport übertragen. Stöckli soll immer das gleiche bedeuten: Unsere Produkte sind das Beste, was wir produzieren können, ausgereizt bis in die letzte Faser. Und wir möchten künftig 1:1 mit den grossen Bikeherstellern verglichen werden, sowohl in Sachen Qualität wie auch im Preis.

Wie schwierig ist es, als Schweizer Marke Bestand zu haben?
Das ist eine grosse Herausforderung. Hier hilft uns die «Swisness». Sie vermittelt Qualität und Innovation, fördert aber auch die Marken-Akzeptanz. Uns glaubt man, dass wir gute Ski oder Mountainbikes bauen können. Die höheren Produktions-Kosten müssen wir durch Innovation und Effizienzsteigerungen in der Produktion kompensieren, weshalb diesen beiden Aspekten höchste Priorität geschenkt wird.. Damit können wir wettbewerbsfähige Verkaufspreise bieten und die notwendige Marge.die wir als Schweizer Firma brauchen, realisieren.

Wie sieht die Zukunft der Stöckli-Bikes aus?
Es ist uns sehr wichtig, dass unsere Bikes als eigenständiges Element wahrgenommen werden. Die Zeiten als Skihersteller mit angehängter Fahrradproduktion sind vorbei. Wir sind gleichermassen Ski- und Bike-Hersteller. Für uns sind unterdessen beide Bereiche gleich wichtig. Wir verfolgen die Strategie, dass Stöckli-Bikes künftig auch bei Highend-Fachhändlern im Laden stehen – auf Augenhöhe mit internationalen Marken wie Specialized, Trek, Cannondale oder Scott. Der Kunde kann uns dann vergleichen. Im Skibereich zählen wir zu den besten Herstellern der Welt. Das wollen wir im Bike-Bereich auch schaffen. Nicht der Grösste wollen wir werden, aber einer der Besten.

Beni Stöckli ist Geschäftsleiter und Verwaltungsratspräsident der Firma Stöckli Swiss Sports AG und führt das Familienunternehmen in der dritten Generation. Walter Reusser sorgt als Brand Manager für die Entwicklung der Produkte und der Marke Stöckli im Winter- wie im Sommergeschäft.

www.stoeckli.ch