Mountainbike-Murks: Wann wird Bike-Technik endlich bedienerfreundlicher? | Ride MTB

Mountainbike-Murks: Wann wird Bike-Technik endlich bedienerfreundlicher?

Ride hat vor kurzem über Mountainbike-Murks berichtet. Über umständlich zu entlüftende Bremsen. Oder Federelemente, die im Steinzeit-Stil abzustimmen sind. Damit wollte es Ride nicht belassen und hat bei Herstellern nachgefragt, und um einen Blick in die Kristallkugel gebeten: Wann wird Mountainbike-Technik einfacher zu bedienen? Eines vorweg - die Digitalisierung spielt eine wichtige Rolle.

Im Artikel «Sechs mal Mountainbike-Murks: Das bringt Mountainbiker und Mechaniker auf die Palme» hielt Ride den Finger in die Wunde: Heutzutage strotzen Mountainbikes vor Hightech (à la: extrem leichte und steife Rahmen, aufwändige Federelemente mit unzähligen Einstellmöglichkeiten), doch bei der Bedienung zeigen sich einige Komponenten äusserst kompliziert.

So ist ein Entlüften einer Bremse nicht selten eine schmierig-ölige Angelegenheit. Und ein Blick aufs Fahrerfeld an einem Marathonrennen offenbart es: Das Abstimmen des Fahrwerks beherrschen bei weitem nicht alle Fahrer. Vielleicht auch, weil das Abstimmen mit dem System Anpumpen, Auf- und Absteigen fürs Sag-Ablesen, Druck anpassen etc. einfach zu umständlich und zu wenig selbsterklärend ist.

Was sagen die Hersteller?

Ride wollte es nicht dabei belassen, auf Mängel aufmerksam zu machen. Sondern wollte wissen, wie diese zu beheben wären. Und hat deshalb bei mehreren Herstellern von Federelementen und Bremsen nachgefragt. Konkret gefragt war ein Blick in die Kristallkugel, wann Bremsen bedienungsfreundlicher zu entlüften sein werden. Und wie und wann Federelemente einfacher abzustimmen sind. Die Anfrage enthielt die Bitte, keine Marketing-Slogans abzuliefern, im Stil von «Wir bieten mit System XY heute schon das problemlose und schnelle Anpassen...».

Nur DT Swiss bezieht Stellung

Weshalb ein Auto-Sag- oder Auto-Bleed-System nicht seit Jahren Realität ist, wollte oder konnte kein Hersteller konkret erklären. Einige Hersteller begnügten sich damit, den eigenen, heutigen Stand der Technik zu loben und um den heissen Brei herumzureden. Einzig DT Swiss zeigt Profil und nimmt Stellung, wie sich die Mountainbike-Technik künftig entwickeln könnte.

Aktive und passive Elemente

Dr. Karsten Richter, Head of R+D Suspension bei DT Swiss, sieht in der Digitalisierung die Basis für neue Möglichkeiten am Fahrrad. «Der Einzug von Elektronik am Bike wird durch den E-Bike-Trend stark gefördert. Neben passiven Elementen wie Navigationssystem, Drehmomentmessung und eventuell künftig auch Reifendrucksensoren finden auch zunehmend aktive Elemente Einzug». Bei diesen aktiven Elementen denkt Richter beim Mountainbike an eine aktive Fahrwerksregelung oder eine ABS-Bremse. «Das ist innerhalb der nächsten zwei bis drei Jahre denkbar», so der Federungs-Chefentwickler bei DT Swiss.

Den Nutzer besser kennen

Richter geht auch darauf ein, wie die neuen Technologien die Bedienerfreundlichkeit und den Kundennutzen steigern können: «Solche elektronischen Helfer werden in der Regel über Apps bedient. Mit diesen Apps und der Sensorik, die in den aktiven Elementen verbaut ist, kann man den Nutzer durch das Sammeln relevanter Daten besser kennen lernen».

Dabei denkt Richter an eine Plattform, die verschiedene Schnittstellen für Sensordaten zusammenführt und diese Daten für den Kunden verwertbar macht. «Man könnte am Beispiel Suspension kundenspezifische Empfehlungen für Luftdruck, Anzahl der Volumen-Spacer und Dämpfungskennlinie abgeben. Anhand verschiedener Sensordaten kann man erkennen und dem Kunden mitteilen, wann eine Federgabel oder ein Dämpfer zum nächsten Service muss. Man kann auch Vergleichsplattformen – wie Strava im Rennradbereich - für Mountainbiker mit zusätzlichen Daten versorgen».