Infotech 2013: Weniger frontal, mehr kollegial? | Ride MTB

Infotech 2013: Weniger frontal, mehr kollegial?

MEINUNG Infotech heisst immer: Zuhören. Aufpassen, was der Referent zu sagen hat. Sich mit Wissen und Erkenntnissen eindecken, oder sich stellenweise gar belehren lassen. Gibt es keine anderen Unterrichtsmethoden, um sich weiterzubilden? Und muss es immer wieder pure Produkteinformation sein?

Die Infotech besticht durch kleine und grosse Themen: Der Fachhändler holt sich den beiläufigen Tip, dass die Dämpferpumpe den Luftkammerdruck sehr ungenau angibt. Im nächsten Seminar macht man das grosse Fass auf und referiert über die Zukunft des Fachhandels. Doch es sind nicht nur kleine wie grosse Themen, die den Anlass ausmachen – es sind unterschiedliche Schulungstypen, aus denen sich der wissensdurstige Mechaniker oder Geschäftsführer sein Weiterbildungs-Potpourri zusammenstellt. Ein Schulungstyp bleibt indes dominant: es herrscht wie in der Schule der Frontalunterricht vor. Der Experte doziert, die Schüler hören zu. 

Aber es geht auch andersrum, als Beispiel so erlebt während dem Seminar «Haben Sie Fans?». Der Referent teilt den brechend vollen Seminarraum in vier Teilnehmergruppen auf. Diese Infotech-Besucher stehen sich plötzlich gegenüber und erarbeiten gemeinsam Ideen, weshalb ein Geschäft gut oder schlecht läuft. Ein erster, wenn auch anschliessend frontal moderierter Diskurs ist angezettelt.  

Erfa-Gruppen in Luzern
Dieser Austausch zwischen den Branchenakteuren gehört bereits zu den Stärken der Infotech. Gelobt wird von den Teilnehmern der ungezwungene Unterhaltungsteil am Mittwoch Abend – etwa der Motorex-Apéro oder das Nachtessen. Warum diese Stärke nicht weiter in den Vordergrund rücken?  

Es wäre doch denkbar, in Luzern diesen Vermittlungscharakter der Veranstaltung stärker zu betonen. Etwa gar Erfa-Gruppen durchführen? Moderierter Erfahrungsaustausch zu Themen wie Nachfolgeregelung, Stundenlohn, Sortimentsgestaltung, Warenpräsentation, Mitarbeiterführung oder Lieferantenanalyse  – auch als Gegenpol zum Frontalunterricht? Die Infotech könnte der geeignete Raum sein, um die Isolation des einzelnen Kaufmanns zu überwinden und einen Austausch unter den Akteuren zu ermöglichen.   

Neuigkeiten, Features und Lieferbarkeiten...
Es gelte folgende Annahme: Ein wissensdurstiger Fachhändler, der die Infotech besucht, war mit hoher Wahrscheinlichkeit vor vier Monaten an der Eurobike. Macht es denn Sinn, ihm diese 2013er Produkte im Januar nochmals vorzustellen? Er lernt – und das ist positiv - an der Infotech meist die Personen hautnah kennen, die hinter diesen Produkten stehen. Aber bekommt er wirklich genug neues Wissen mit, die ein solches Seminar rechtfertigen – oder ist das eine blosse Werbesendung? Kann man ein derart grosses und zeitgleich intimes Branchentreffen nicht geschickter nutzen als für blosse Werbung?  

Die Seminarveranstalter, die stark auf reine Warenpräsentation setzen, könnten sich – siehe oben – um das Ausrichten von Erfa-Gruppen kümmern. Und noch immer parallel dazu ihre Waren präsentieren. Bekanntlich soll für man für Erfolg im Marketing Produkte mit Emotionen verknüpfen.