Erster Fahreindruck des Focus Jam² – Einflüsse von der hellen und der dunklen Seite der Macht. | Ride MTB

Erster Fahreindruck des Focus Jam² – Einflüsse von der hellen und der dunklen Seite der Macht.

Man mag E-Mountainbikes mögen oder hassen – das Jam² vereint die Vorteile eines herkömmlichen Mountainbikes mit dem Nutzen des Zusatzantriebes. Aber ist eine Kombination dieser zwei Seiten überhaupt möglich?

An der Präsentation erklären die Ingenieure von Focus keine E-Mountainbikes mehr herzustellen. Sie nennen ihr neustes Projekt «Mountainbike Squared». Das Erlebnis und der Spass auf dem Bike sollen im Vordergrund stehen, egal um welche Art Bike es sich handelt. Mit dem Jam² scheint ihnen ein guter Wurf gelungen zu sein. Auf den ersten Blick vermag das Bike zu überzeugen, dezente geschwungene Linien und der Motor wird erst auf den zweiten Blick bemerkt. Aber wie verhält sich das Bike² auf den Trails an der Cote d’Azur?

Erster Eindruck

Wie bereits erwähnt, haben die Focus-Ingenieure designtechnisch eine gute Arbeit geleistet. Das Bike macht nicht den Eindruck eines typischen E-Mountainbikes, die Batterie ist in das Unterrohr vollends integriert. Der Shimano Steps Motor ist äusserst klein und fügt sich nahtlos ins Design ein. Durch die integrierte Batterie bleibt genügend Platz für einen Bidonhalter, oder eben die Zusatzbatterie, dazu aber später. Auch das Cockpit kommt aufgeräumt daher. Kein grosser Bildschirm stört das Gesamtbild. Der dezente DI2 Display erfüllt seinen Dienst gleich doppelt. Als Anzeige- und Bedieneinheit des Steps Motors des elektronischen Shimano Schaltung DI2. Die Kabel werden komplett innenverlegt und fördern die aufgeräumte Optik. 

Ausstattung

Die geteste Version ist zugleich eine der höchsten Ausstattungstypen. Shimano XT DI2 Schalteinheit und die Bremsen aus dem gleichen Hause. Als Federelement kommen die Rock Shox Yari und der Monarch RT Dämpfer zum Einsatz, beide mit 140 Millimeter Federweg. Gerollt wird auf DT Swiss XM 1501 Felgen und dem Schwalbe Nobby 2,8 Zoll. Motor und Kurbeln kommen wie erwähnt aus dem Hause Shimano mit dem E8000 Motor. Die von Focus selber entwickelte integrierte Batterie weist 378 Wattstunden auf. Ob das für einen Tag auf den Trails reicht?

Erster Fahreindruck

Leider viel zu selten konnte man sich in letzter Zeit auf ein E-Mountainbike setzen und sich gleich wohlfühlen. Das Jam² ist in den Massen eines «normalen» Mountainbikes dimensioniert und fährt sich entsprechend. Der Shimano Steps Motor setzt neue Massstäbe: Extrem leise und sanft setzt die Unterstützung ein. Der Motor verfügt über drei Modis: Eco, Trail und Boost. Benutzt wird aber mehrheitlich der Trail-Modus. Dieser wurde von Focus optimiert das bei entsprechendem Kraftaufwand des Fahrers auch mehr Leistung zur Verfügung steht. Eine Art intelligenter Motor. Tatsächlich wird den ganzen Tag auf dem Trail Modus verblieben. Die Schubkraft oder besser gesagt der «Nach-Schub» des Motors ist kaum zu spüren. Die übertragene Leistung auf die Pedalen verhöl sich «natürlich». Stoppt die Pedalbewegung, stoppt auch der Motor. Dazu kommt die schmale Bauweise des Step Motors. Der sogenannte Q-Faktor (die Distanz zwischen den Kurbeln) ist relativ gering. 

Die Position auf dem Bike ist entspannt aufrecht, die Sitzposition zentral. Eine Gewichtsverteilung ist bei entsprechender Motorleistung trotzdem nötig um genügend Grip zu generieren. Abwärts kommt der Grip von alleine. Die 2,8 Zoll Reifen graben sich dank des tiefen Schwerpunktes in den Untergrund. Das Bike bleibt aber spritzig und wendig. Grund dafür ist das geringere Gewicht des Jam², nur gerade etwas mehr als 20 Kilogramm bringt es auf die Waage. Sollte es doch mal zu steil aufwärts gehen, hilft die integrierte Schiebehilfe des Steps Motors. Es braucht zwar einige Bedienschritte bis dieser aktiviert ist – die Schiebekraft ist aber sehr zufriedenstellend, das ganze Gewicht des Bikes wird den Hang hochgeschoben, je nach Neigung kann mittels eingelegtem Gang noch das Tempo und die Kraft angepasst werden. 

Ein grosser Wurf ist Focus mit dem integrierten Akku gelungen. Der selbstentwickelte Akku verfügt über «nur» 378 Wattstunden. Bei unserer mehrstündigen Testfahrt auf den Trails waren zum Schluss aber noch genügend Saft vorhanden. Sollte mal eine Ganztagestour geplant werden, bietet Focus die Möglichkeit eines zusätzlichen Batteriepacks an. Die Leistung verdoppelt sich dann auf 756 Wattstunden. Die Zusatzbatterie wird anstelle des Bidonhalters montiert, die entsprechenden Umrüst-Kits sind zusätzlich zur erwerben und nicht Teil der Grundaustattung. 

Fazit

Focus hat nicht zu viel versprochen! Das Jam² lässt einen vergessen ein E-Mountainbike unter dem Hintern zu haben. Einzig bei den harten Aufstiegen kommt einem der zusätzliche Schub zu Gute und man wird unvermindert wieder daran erinnert. Abfahrten und schnellere Trails können wie mit einem «ungetunten» Mountainbike gerockt werden, das zusätzliche Gewicht wird je nach Fahrstil mehr oder weniger bemerkt.