Nathi's Snow Bike Festival Blog – Die Materialfrage bringt mich ins Grübeln | Ride MTB

Nathi's Snow Bike Festival Blog – Die Materialfrage bringt mich ins Grübeln

Zum dritten Mal findet das Snow Bike Festival statt, zum zweiten Mal in Gstaad im Berner Oberland. Nathalie Schneitter hatte sich zwei Jahre lang erfolgreich dagegen gewehrt, bereits im Januar bei Minustemperaturen in die Rennsaison einzusteigen. Dieses Jahr gibt das Cross-Country-Ass dem Abenteuer aber eine Chance und berichtet dabei täglich für uns, von diesem einzigartigen Bike-Event.

Wer sich zu der Abenteuerreise ans Snow Bike Festival in Gstaad entscheidet, wird schnell bei der Frage landen, mit welchem Bike-Setup man für diesen Event wohl best möglich gerüstet ist? Ich bin beim Beantworten dieser Frage einen etwas unkonventionellen Weg gegangen. Während die meisten der Teilnehmer auf Fatbikes setzen, um im Schnee grösstmöglichen Auftrieb zu erhalten, habe ich mich entscheiden, dass weniger mehr ist. Ich habe eine Lösung gesucht, mit der mein Cross-Country-Hardtail schneetauglich wird. Eine Lösung, die für Jedermann und Jederfrau umsetzbar ist, ohne sich gleich einen neuen «Schlitten» kaufen zu müssen.
 

Bike und Nathi

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Mit zwei einfachen Änderungen habe ich aus einem Cross-Country-Hardtail ein Schneemonster gezaubert. Als erstes habe ich die Federgabel abgeschraubt. Wer braucht im Schnee schon eine Federung? Richtig – niemand! Die tiefen Minustemperaturen lassen die Federelemente sowieso viel viel langsamer arbeiten, also weg damit. Das grosse Plus einer Starrgabel ist das tiefe Gewicht und das unschlagbar aggressive Aussehen. Ein totaler Blickfang! Und dann habe ich den fettesten Schlappen aufgezogen, der gerade noch in den Rahmen passt. Es ging mir darum einen Reifen zu finden, der viel Volumen hat, auch bei sehr tiefem Luftdruck pannensicher ist und im Schnee gute Traktion bietet. Tiefer Luftdruck heisst in diesem Fall für eine mittelschwere Fahrerin wie mich zirka 0.8 Bar. Und der gewählte Reifen ist jener, dem ich auch an meinem Enduro Bike vertraue: Der «Baron Projekt 2.4» von Continental.
 

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In Theorie hat mich dieses Setup zu 100 Prozent überzeugt, aber ob es auch wirklich Schnee- und Renntauglich ist, musste sich zunächst noch beweisen. Das Snow Bike Festival stellt ziemlich hohe Ansprüche sowohl an Fahrer als auch an Material. Die Etappe heute über 29.9 Kilometer und 786 Höhenmeter war ein richtiger Härtetest. Die perfekte Gelegenheit mir eine fundierte Meinung zu bilden und es warteten einige Überraschungen.
 

Und Action!

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Zunächst Mal wurde ich auf den ersten 15 Kilometern, die vornehmlich über flache schneebedeckte Strassen führten, so richtig stehen gelassen. Zeitweilig fühlte ich mich, als ob mich links und rechts Fatbiker mit doppelter Geschwindigkeit überholen. Mich irgendwo ans Hinterrad zu heften, war pure Utopie. Die Fatbikes flogen über den harten Untergrund, während sich meine viel schmaleren Stollenreifen auf jedem zurückgelegten Zentimeter tief in den Schnee bohrten. Sobald es aber enge Kurven, tieferen Schnee, Aufstiege jeglicher Art oder auch Abfahrten gab, war ich mit dem gewählten Material richtig glücklich.
 
Das Fazit des Tages heisst also, dass ich vielleicht nicht das perfekte Bike dabei habe um das Snow Bike Festival zu gewinnen, aber mit Sicherheit jenes das maximalen Fahrspass garantiert. Mein Bike ist leicht, wendig und zuverlässig. Es klettert und pedaliert sich wie ein Traum und auch in den Abfahrten kann ich es so richtig krachen lassen. Den Genussbiker wird es wenig kümmern, ob er in der Ebene mit zwei Stundenkilometer mehr oder weniger unterwegs ist. Das Rennfahrerherz in mir beschäftigt dies aber natürlich schon. Deshalb setze ich morgen auf einen anderen Hinterradreifen, den «X King 2.4» auch von Continental. Das Volumen behalte ich also bei, aber die Stollen werden etwas kleiner, was mir helfen soll besser zu rollen. Aber ob die Theorie auch in der Praxis aufgeht, wird sich morgen zeigen.
 

Genuss zum Schluss

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Bei der ganzen Rennfahrerei, die Beine und Lunge so richtig zum Brennen bringt, geht manchmal ganz vergessen, dass man auch mal die Aussicht geniessen und sich ab Hopp-Rufen freuen, oder in den Abfahrten vor Freude laut jauchzen darf. Im Ziel darf man auch mal einen Gang zurückschalten und sich mit Freunden bei einem Kaffee entspannen. Die Kaffi-Kultur wird bei den Radfahrern hoch geschrieben, so kann ich mich problemlos einen halben Nachmittag verweilen.
 

Über unsere Gast-Bloggerin

Nathalie Schneitter startete ihre internationale Mountainbike-Karriere im Jahr 2004 mit dem Gewinn des Cross-Country-Weltmeistertitels bei den Juniorinnen. Seither ist sie Vollgas auf den Rennstrecken dieser Welt unterwegs. In Jahr 2008 qualifizierte sie sich für die Olympischen Spiele in Peking und 2010 platzierte sie einen Heimsieg beim Cross-Country-Weltcup in Champéry. Seit Herbst 2016 ist sie neu im Organisationsteam der Bike Days in Solothurn und des Urban Bike Festival in Zürich tätig. Vollgas gibt Nathalie auch neben der Rennstrecke: Sie lacht viel, ist bisschen verrückt (O-Ton Nathalie) und tanzt in jeder möglichen Situation. Seit 2015 ist sie für das Team «Rose Vaujany fueled by UltraSports» unterwegs.