Blog: Heli-Biking in der Schweiz und warum es nicht ganz unbedenklich ist | Ride MTB

Blog: Heli-Biking in der Schweiz und warum es nicht ganz unbedenklich ist

Héli-Alpes AG und BED’n’RIDE verkündeten heute Mittag ihre Kooperation, und damit auch Heli-Biking-Touren ab Frühjahr 2018. In Kanada ist diese Touren-Form nicht neues, in der Schweiz aber eine Premiere. Dass sich einige über dieses neue Angebot freuen werden ist ebenso klar wie, dass anderen deswegen gehörig die Köpfe rauchen. Nicht zu unrecht, denn ganz unproblematisch ist Heli-Biking nicht!

Betrachtet man diesen Schritt etwas distanziert, dann verwundert er nicht. Denn im Berner Oberland und vor allem auch im Wallis wird Heli-Skiing seit Längerem praktiziert. Es ist ein wichtiger Einkommenszweig für lokale Firmen und Guides. Doch gibt es auch seit Längerem eine Opposition – die Umweltverbände, denen diese Art den Wintersport auszuüben ein dicker Dorn im Auge ist.
 

Gestern und heute

Bisher dienten Helikopterflüge im Sommer in den Alpen grosso modo dem Zweck von Rundflügen, Materialtransporten und Bergrettung – bisher. Jetzt kommt das Heli-Biken, und das ist mit Sicherheit vielen Leuten ein weiterer Dorn im Auge. Auch ich erachte dieses Angebot als nicht unproblematisch. Doch bevor ich meine Gründe nenne, hole ich etwas aus.
 
Dass es dieses Angebot ab kommendem Frühjahr gibt, ist für mich nicht verwunderlich. Wird Heli-Skiing betrieben, ist der Schritt zum Heli-Biking eigentlich naheliegend. Wer dabei denkt, es werde wild herumgeflogen, der irrt sich. Es dürfen nur die offiziellen Landeplätze angeflogen werden, was die Möglichkeiten für die fliegende Biker-Zunft aber trotzdem deutlich erweitert, aber nicht unendlich macht.
 
Ich bin ein sehr offener Mensch und probiere vieles aus, bevor ich urteile. So bin ich mit meinen Skiern auch schon in einen Heli gestiegen, obwohl ich kein Fan des Heli-Skifahrens bin. Folglich könnt ihr auch davon ausgehen, dass ich auch kein Fan des Heli-Bikens bin. Ob mich die Neugier trotzdem jemals mit Bike in einen Heli steigen lässt, das kann ich zum jetzigen Zeitpunkt weder mit ja noch mit nein beantworten.

 

helibike_screenshot2017_02.jpg

Nur weil es Heli-Biking in Kanada und Neuseeland schon länger gibt, müssen wir Schweizer nicht auch ein solches Angebot haben. Foto: Screenshot «Spot Altitude Helibike»
 

Die Problematik – politisch, umwelttechnisch und ideologisch

Trotz meines Verständnisses gegenüber den Betreibern und der Einschränkung durch die vorgesehenen Landeplätze sehe ich diese Form des Mountainbikens als nicht ganz unproblematisch. Wir wünschen uns doch nichts mehr, als dass wir uneingeschränkt Mountainbiken können – alle Wege befahren dürfen, uns quasi frei in der Natur bewegen können. Nun kreieren wir Angebote, die den Druck auf gewisse Gebiete noch erhöhen, und bei dabei bin ich mir nicht sicher, ob das die Entwicklung unseres Sports nicht negativ beeinflusst.
 
Ein weiterer Punkt ist der Umweltschutz: Täglich wird diskutiert wie man die Klimaerwärmung stoppen oder verlangsamen kann, aber wir lassen uns mit dem Heli irgendwo rauffliegen, weil wir zu faul sind, oder angeblich zu wenig Zeit haben, uns die eine lange Abfahrt vom Berg X mit viel Schweiss zu verdienen. Klar, es werden wohl nicht eine riesige Anzahl Flüge werden, und streicht man diese Flüge raus, steht der CO2-Haushalt nicht besser da. Aber, es gibt viele kleine Teile in diesem grossen Klima-Puzzle, und da gehört leider jeder einzelne Helikopterflug dazu. Auch wenn das vielen nicht gefällt, das gilt auch für den Winter!
 
Ideologisch sehe ich das ebenfalls kritisch: Immer wieder wird in den verschiedensten Medien darüber berichtet, dass der Mensch täglich am beruflichen Druck leide. Als Zauberwort wird oft «Outdoor» genannt. Dort gibt es Ruhe und Kraft, und die körperliche Anstrengung wäscht den Geist rein. Natürlich ist das so. Doch gibt es immer weniger Orte, an denen Ruhe herrscht. Und was machen wir? Wir produzieren noch mehr Lärm und Abgase, indem wir wegen unserer Trail-Habgier lieber hochfliegen. Schliesslich wollen wir alle Trails an einem Tag fahren, anstatt nur für einen Trail den Berg aus eigener Kraft bewältigen. Wir wollen Abenteuer erleben um dem Alltag zu entfliehen, aber vernichten sie gleichzeitig? Meiner Meinung nach geht das nicht auf.
 

p8314042.jpg

Für die einen ist Luxus und Überfluss das Angebot, für die anderen reicht ein simples Bike-Tragesystem, um hochgelegene Trails aus eigener Kraft zu erreichen: Letzteres passt weitaus besser zu meinem Naturell. Foto ©PeakRider - Max Schuhmann
 

Meine Meinung – deine Entscheidung

Mit dem Heli-Biking ist es ähnlich wie mit den E-Mountainbikes – jeder muss selber entscheiden, ob er das gut oder schlecht findet. Doch das Heli-Biking ist eine ziemlich grössere Schuhnummer, bei der ich mit meinen Bedenken vielleicht falsch liege, aber vermutlich doch recht habe. Time will tell, aber hoffentlich ist es dann nicht zu spät.
 


Weitere News zu diesem Artikel